Doris Feuchter in Elfriede Jelineks "Hallo, Mama?" im Grießner Stadl.

Judith Barfuss
Judith Barfuss

Das obere Murtal ist eine Abwanderungsgegend, aber manche wandern auch zurück. Anita Winkler und Ferdinand Nagele haben vor fünf Jahren in Stadl an der Mur wieder den elterlichen Hof bezogen und die Tenne für Kulturveranstaltungen fit gemacht. Seither fahren anstelle von Landmaschinen Lkws aus dem Bereich des Event Engineering vor. Der Hof ist 250 Jahre alt, da kann nicht einmal das Burgtheater mithalten. Kühe gibt es auch.

Judith Barfuss

In der warmen Jahreszeit (manchmal bis November) beherbergt der Griessner Stadl eine der schönsten und sympathischsten Bühnen des Landes und ist so zu einem belebten Ort geworden, an dem regionale und überregionale Künstlerinnen und Künstler zusammenarbeiten. "Wir wollen aus dem Dorf rausschöpfen", sagt Ferdinand Nagele, und das gelingt auf bemerkenswerte Weise, besieht man sich die Produktionen dieser fünf Jahre.

Laienschauspieler

Heuer etwa stammt das Bühnenbild vom jungen Architekten David Rauter, der aus der Gegend stammt und noch studiert. Musiker (steirische Knopfharmonika!) und Chor kommen ebenfalls aus dem Ort. Aber auch Kombattanten wie Schauspieler Helmut Bohatsch, die Rabtaldirndln oder Martin Zrost vom Trio Lepschi waren schon da.

Das Griessner Ensemble selbst besteht aus Laienschauspielern, die keinen Vergleich zu scheuen brauchen. Eine Ortsbäuerin, eine Gemeindesekretärin und eine Pensionistin waren im Gründungsjahr 2015 als Werner Schwabs Präsidentinnen im Einsatz. Heuer ist es gelungen, Elfriede Jelinek die Erlaubnis für eine Uraufführung zu entlocken. Aus zwei autobiografischen Prosatexten inszeniert Renate Pittroff ein Stück mit dem Titel "Hallo, Mama?". Die Sitzplatzanzahl wurde reduziert, was die ohnehin selbstausbeuterische Lage des Vereins weiter verschärft. (afze, 10.9.2020)