Mark Zuckerberg, Gründer und CEO von Facebook, hat sich einem Interview mit HBO gestellt. In einem auf HBO ausgestrahlten Gespräch in der Sendung "Axios", in der vor einigen Wochen US-Präsident Trump mächtig ins Schwimmen geriet, wurde er mit einer Reihe kritischer Fragen und Vorwürfe konfrontiert.

Gesprochen wurde über politische Dominanz, Echokammern, Impfgegner und darüber, wie Facebook die Gesellschaft beeinflusst. In letzterem Punkt gibt sich Zuckerberg vorsichtig optimistisch.

Ausschnitte aus dem "Axios"-Interview.
HBO

Hoffen auf Stabilität der Demokratie

Vom Journalisten Mike Allen gefragt, ob Facebook mal als Beschleuniger der sozialen Zerstörung in die Geschichtsbücher eingehen wird, antwortet der Chef des größten sozialen Netzwerks der Welt: "Ich habe etwas mehr Vertrauen in die Demokratie. Und ich hoffe, mich damit nicht zu irren." Zudem betonte er die Wichtigkeit sozialer Medien und des Internets generell darin, "dem Einzelnen eine Stimme (zu) geben".

Vorgehalten wurde ihm auch, dass das Netzwerk zunehmend zu einer rechten Echokammer werde. In den Top-Einblendungen tummelten sich vor allen Nachrichten und Postings konservativer Medien und Akteure, teils auch von der extremen Rechten, während progressive bzw. linke Inhalte eine Randerscheinung wären.

Facebook-Chef sieht keinen rechten Überhang ...

Zuckerberg gesteht zwar ein, dass "parteiische Inhalte" öfter geklickt, gelikt und kommentiert werden, weist aber den Vorwurf der Einseitigkeit zurück. Generell würden die Nutzer Inhalte aus einem breiten Spektrum präsentiert bekommen. "Es zirkuliert ein Meme, das unseren Algorithmus so darstellt, als würde er gezielt nach Dingen suchen, die Menschen wütend machen. Aber das ist falsch. So funktionieren unsere Systeme nicht", so der Konzernchef.

Dass die Gemüter online oft erhitzt seien, begründet er damit, dass viele Bürger derzeit aufgeregt seien und dafür auch "viele gute Gründe" hätten. Manche Menschen würden auch einfach mehr auf Stimmen hören, die sie in Mainstreammedien nicht hören und die besser zu ihrer Lebenserfahrung passten, was ja nichts Schlechtes sei. Es gebe auf beiden Seiten Menschen, die mit dem Internet besser vertraut sind als andere und gut verstanden hätten, wie man auf Facebook hohe Reichweite erzielt.

... doch die Daten widersprechen

Daten des Analysedienstes Crowdtangle zeigen allerdings, dass es tatsächlich einen rechten Überhang auf Facebook gibt, wie "Vice" analysiert. Unter den in den USA am häufigsten abgerufenen Postings des Tages befinden sich aktuell und schon seit Jahren in der Regel fast nur Nachrichten von Fox News, Trump-Wahlkampagnen oder rechten Influencern wie Ben Shapiro.

Bei den US-Medien dominiert ganz klar Fox News. Das sind Daten, die auch ganz klar gegen das von rechten Parteien gepflegte Narrativ sprechen, dass ihre Meinungen gezielt von den Plattformen unterdrückt würden.

Laissez-faire gegenüber Impfgegnern

Abgehandelt wurde auch das Thema Falschinformationen. Während Facebook dazu übergegangen ist, bestimmte Fake-News – etwa Behauptungen über die Betrugsanfälligkeit von Briefwahlen – zumindest mit einem Link zu einem Faktencheck zu versehen, sieht Zuckerberg andere Erfindungen als unproblematisch.

So spricht er sich dagegen aus, Postings von Impfgegnern zu löschen. Wenn jemand einen Fall nenne, in dem eine Impfung schädlich gewesen sei, oder sich diesbezüglich Sorgen mache, dann sei es aus seiner Sicht schwierig zu sagen, dass man dies verbieten müsse.

"Aggressives" Vorgehen bei Drohungen gegen Wahlmitarbeiter

Was Facebook aber auf jeden Fall sanktionieren will, sind Drohungen gegen jene Menschen, die in die Abwicklung der kommenden Wahl involviert sind, wie etwa Vertreter von Wahlbehörden. Gegen solche Postings wolle man "sehr aggressiv" mit Löschungen arbeiten, da diese "offensichtlich die Legitimation der Wahlen" untergraben.

Einer Ausdehnung des Verbots politischer Werbung von den angekündigten sieben Tagen auf einen Monat steht Zuckerberg allerdings ablehnend gegenüber. Denn dies würde auch bedeuten, dass niemand mehr Aufrufe, zur Wahl zu gehen, schalten könne und auch keine Gelegenheit mehr hätte, auf Angriffe politischer Gegner zu reagieren oder ein "Schlussplädoyer" zu verbreiten. (gpi, 10.09.2020)