Waltraud Moritz ist die neue Geschäftsführerin des Böhlau Verlags in Wien.

Foto: Andrea Witzmann

Böhlau gehört zu den profiliertesten deutschsprachigen Wissenschaftsverlagen. 1624 wurden am Weimarer Hof erstmals Bücher gedruckt, daraus entwickelte sich der 1853 ebendort gegründete Verlag. Seit nach dem zweiten Weltkrieg hat er Sitze in Wien und Köln. Im Zuge der Übernahme durch die Göttinger Verlagsgruppe Vandenhoeck & Ruprecht 2017 wurden zuletzt Einschnitte vorgenommen, so wurden etwa weniger erfolgversprechende Bereiche eingestellt.

Jetzt wurde, wie aus einer Aussendung hervorgeht, die Geschäftsführung der Standorte Wien und Köln (bisher unter Carola Müller) getrennt. Seit Ende August hat Waltraud Moritz in Wien die alleinige Geschäftsführung inne. Sie war hier schon seit 2019 als Böhlau-Verlagsleiterin tätig und sieht den Umbau im Gespräch mit dem STANDARD als "eine Stärkung des Standortes. Dahinter steht der Gedanke, dass wir uns so noch besser um den österreichischen Markt kümmern und auf regionale Besonderheiten eingehen können. Wir wollen weiterhin ein guter und verlässlicher Partner für die österreichisch Wissenschaftscommunity sein."

Breiteres Publikum im Fokus

Was bedeutet das konkret? Etwa will Moritz das Profil des Verlags schärfen und das in Wien traditionell schon starke Sachbuchprogramm weiter ausbauen und mit fundierten, aber gut verständlichen Titeln ein noch breiteres Publikum ansprechen. "Wir sind keine bessere Kopieranstalt. Sondern ich will durch die Zusammenarbeit mit unseren Autoren gezielt Projekte zu aktuellen Themen entwickeln, die Impulse setzen und zum Diskurs beitragen", sagt Moritz. Die thematische Bandbreite soll sich dabei ausgehend von den bisherigen Schwerpunkten Geschichte, Design, Kunst, Architektur und Politikwissenschaft entwickeln und innerhalb der Geistes- und Kulturwissenschaften verbreitern.

Dafür sei man in Wien mit einem kleinen, aber schlagkräftigen Team vom Lektorat bis zur eigenen Herstellung gut aufgestellt, was heutzutage in größeren Unternehmensstrukturen mit mehreren Standorten nicht mehr selbstverständlich sei. Ergänzend seien die Strukturen der größeren Muttergesellschaft in Deutschland besonders im Vertrieb "nützlich und stärken uns".

Am Standort Köln übernimmt Ramona Weiß-Weber die Geschäftsführung. Die Zusammenarbeit zwischen den nun getrennten Gesellschaften soll zum Nutzen der Autoren eng bleiben. (wurm, 10.9.2020)