Das neue Corona-Virus machte sichtbar, wie wichtig unabhängige wissenschaftliche Expertinnen und Experten für die Politik sind. Eine neue Plattform will diesen Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit in Östereich auf neue Beine stellen.

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Die informelle Geburtsstunde der neuen Einrichtung war bereits am 14. März, der Geburtsort quasi auf halbem Wege zwischen Bundeskanzleramt und Präsidentschaftskanzlei. Ihr offizielles "Coming-out" hat die "Future-Operations-Plattform" allerdings erst fast sechs Monate später. Am Donnerstag stellten Kanzler-Beraterin Antonella Mei-Pochtler und Ex-Verteidigungsminister Thomas Starlinger und diese neugeschaffene Vernetzungsinstanz von Wissenschaft und Politik offiziell vor, von der während der Coronakrise immer wieder die Rede war, von der man aber nicht wirklich wusste, was und wer da eigentlich wie dahintersteckt.

Symbolträchtiger Vorstellungsort

Das wurde nach der ersten offiziellen Präsentation dieses quasi selbstorganisierten Gremiums am Donnerstag etwas klarer, auch wenn einige Fragen offenbleiben mussten. Symbolträchtig war jedenfalls der Ort, an dem die erste Pressekonferenz der Expertengruppe stattfand: nämlich nicht im Bundeskanzleramt, wo das Beratungsgremium "Think Austria" von Mei-Pochtler angesiedelt ist, und auch nicht in der Präsidentschaftskanzlei, für die Starlinger als Adjutant von Bundespräsident Alexander Van der Bellen arbeitet.

Mei-Pochtler und Starlinger als Erfinder und Koordinatoren der Plattform stellen diese nämlich im Hauptgebäude der Uni Wien vor, flankiert vom Hausherrn Heinz Engl, dem Rektor der Uni Wien, und Sabine Seidler, Rektorin der TU Wien sowie Präsidentin der Universitätenkonferenz. Und dazu präsentierten Forscherinnen und Forscher verschiedener heimischer Unis und Disziplinen die ersten beiden Berichte (bzw. Neu-Deutsch "Expert Opinions") der neuen Plattform, die sich mit wissenschaftlichen Fragen des Umgangs mit der Pandemie beschätfigen.

Die neuartige transdisziplinäre Plattform hat vier Arbeitsgruppen die sich schwerpunktmäßig mit Fragen der Gesundheit, der Grundversorgung, des Arbeitsmarkts und des psychosozialen Zustands der Gesellschaft befassen – vor allem vor dem Hintergrund der Coronakrise. Insgesamt haben bereits rund 200 Wissenschafter dazu Beiträge geleistet.

Frage der Institutionalisierung

Das Ziel von Mei-Pochtler, Starlinger und ihren Mitstreitern ist ein hehres: die Vernetzung zwischen Wissenschaft und der öffentlichen Hand zu fördern, um Zukunftsfragen unseres Landes besser bewältigen zu können. Gerade diese wichtige Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit war in Österreich schlecht entwickelt, während es in anderen Ländern etwa den Posten eines wissenschaftlichen Chefberaters der Regierung gibt oder eingespielte wissenschaftliche Beratungsgremien in Parlamenten.

Insofern könnte die Future-Operations-Plattform eine wichtige Lücke in einer auch international neuartigen Form schließen. Bleibt nur die Frage ihrer künftigen Institutionalisierung – und ob die überhaupt angestrebt werden soll. (tasch, 11.9.2020)