Super, einen Job zu haben, in dem man gebraucht wird. Aber was ist jetzt nach vielen Monaten Ausnahmearbeit?

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Wer in den vergangenen fünfeinhalb Monaten an der Zukunft der Firma mitarbeiten durfte, konnte so gründlich wie noch nie im Jobleben sein "Why?", den Antrieb und den Sinn, in seinem Beruf erforschen. Oft gründlicher, als man eigentlich wollte: Es war eine rasante Berg-und-Tal-Fahrt. Zuerst volle Kraft auf Virtualisierung, Homeoffice, Aufrechterhalten des Betriebs, Krisenmodus. Dann die ersten Ernüchterungen – es klappt dort und da nicht. Diese und jene Kolleginnen und Kollegen packen den neuen Arbeitsmodus inklusive Sonderbelastungen mit Homeschooling und Betreuungspflichten nicht, dort und da stehen scheints unlösbare Probleme in den Teams, in den Abläufen. Also: nochmal Vollgas Energie, Extrameilen laufen, die man sich zuvor gar nicht vorstellen konnte. Dann wieder Freude und Stolz, dass es irgendwie doch geht. Spüren: Man selbst zahlt ordentlich, und Energiebudgets sind nicht unendlich. Trotzdem die Mitarbeiter stärken, beruhigen, Unzulänglichkeiten übersehen, schnell noch was erledigen, was verständlicherweise bei irgendeiner Kollegin oder -einem Kollegen nicht mehr ging.

Und jetzt? Erholt kommt wohl kaum einer, der solche Jobs gemacht hat, aus dem Sommer. Sollte es denn überhaupt so etwas wie unbesorgten Urlaub gegeben haben.

Das "Why?" im Job steht auf einem neuen Prüfstand. Jetzt Budgets erstellen – mit welchen Annahmen? Führungskräfte müssen jetzt alles an Wertschätzung und Ermutigung, was sie haben, auspacken. (Karin Bauer 13.9.2020)