Die Maskenpflicht wird – unabhängig von der Ampelfabre – massiv ausgeweitet.

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Nach nur einer Woche ist die Corona-Ampel zum Teil wieder Geschichte. Neue bundesweite Maßnahmen, die auch für alle "grünen" Bezirke gelten, sind zum Teil schärfer als die Regeln für Gelb.

Und: Sie sollen auf lange Sicht gelten. Er nehme an, dass sie die Bevölkerung während des gesamten Winters "und womöglich darüber hinaus" begleiten werden, meinte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei einer Pressekonferenz der Regierung am Freitag.

"Der Sommer war ein vergleichsweise guter. Der Herbst und der Winter werden sehr herausfordernd. Genau diese Situation findet jetzt statt", erklärte er zuvor. "Gerade weil der Sommer ein sehr sicherer war, appelliere ich dringend, dass wir die Situation gemeinsam ernst nehmen", sagte der Kanzler. Denn die Zahlen stiegen stetig. "Es ist ein weltweiter Trend, aber wir haben auch einen starken Anstieg in Ballungsräumen", sagte Kurz.

Gelbe Flecken

Auf der österreichweiten Corona-Ampel, die am Freitag erneut schaltete, ist Wien weiterhin gelb – ebenso wie Graz und der Tiroler Bezirk Kufstein. Neu dabei in der gelben Einstufung sind in Tirol Innsbruck-Stadt und Schwaz sowie die niederösterreichischen Bezirke Korneuburg und Wiener Neustadt. Reutte ist, anders als am Vortag berichtet, nicht gelb.

Linz wird von Gelb auf Grün geschaltet, so lautete die Empfehlung der Kommission. Salzburg, Kärnten, Oberösterreich, das Burgenland und Vorarlberg sind komplett grün. Nur: All das bedeutet nicht mehr, was es bis vor wenigen Stunden bedeutet hatte.

Maßnahmen der Regierung

Die neuen Maßnahmen erreichen ihre Gültigkeit mit Montag, 0 Uhr. Das Gesundheitsministerium sagte dem STANDARD am Freitag, die dazugehörige Verordnung sei in "finaler Abstimmung".

Ein Überblick:

Mund-Nasen-Schutz: Ab Montag wieder dort verpflichtend, wo er es jetzt schon ist. Darüber hinaus bei allen Formen des Kundenkontakts, im Handel, bei Dienstleistungen, in Behörden und in Schulen außerhalb des Klassenzimmers.

Veranstaltungen: Es wird weitere Einschränkungen geben. An Veranstaltungen ohne zugewiesene Sitzplätze dürfen 50 Personen indoor, 100 outdoor teilnehmen. Die Empfehlung des Kanzlers ist zudem, "sehr vorsichtig zu sein". Schließlich herrsche bei solchen Zusammenkünften ein hohes Infektionsgeschehen. Großveranstaltungen, die professionell organisiert werden und bei denen es zugewiesene Sitzplätze gibt, haben eine höhere Maximalteilnehmerzahl: Hier gelten 1.500 Personen drinnen, 3.000 draußen.

Zum Vergleich: Bei grünem Ampellicht war das bisher lockerer, da galten innen ohne fixe Sitzplätze 5000 bzw. mit fixen Plätzen 200 Personen und außen 10.000 bzw. 200 Personen. Bei Gelb galten innen 2500 bzw. 100 Personen und außen 5000 bzw. 100 Personen. Damit ist die bundesweite Regelung also sogar strenger als Gelb-Licht.

Gastronomie: Kellner müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen, Speisen und Getränke dürfen indoor nur mehr an Tischen ausgegeben werden.

"Es wird ernst"

Auf die Frage, ob die Ampel damit nicht ad absurdum geführt wird, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), man sei nun einmal in einer dynamischen Situation, die Ampel – die noch letzte Woche als Lösung im Regelchaos präsentiert wurde – sei eben nur Leitlinie und Arbeitsgrundlage.

Viele würden es noch nicht glauben, sagte Kurz: "Aber es wird wieder ernst." Daher reagiere die Bundesregierung nun mit Maßnahmen. Die präsentierten Schritte seien aber "nicht das Ende der Fahnenstange", sollten die Infektionszahlen weiter steigen, werde es weitere Maßnahmen geben, erklärte Kurz.

"Wir wollen unbedingt einen zweiten Lockdown verhindern", erklärte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). Wann es zu einem solchen kommen könnte, wollte die Regierung nicht beantworten. Jedenfalls müsse man eine Überforderung der Intensivstationen verhindern. Auch eine "richtige zweite Welle", in der das Virus unkontrollierbar werde, wolle man verhindern, sagte Anschober.

Weiters werde es möglich sein, je nach Ampelfarbe "regional zu differenzieren", betonte Anschober. Die Stadt Wien hatte zuvor gefordert, strengere Maßnahmen setzen zu können. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) zeigte sich erfreut, dass es "in Wien endlich zu einem Umdenken gekommen ist". Erneuert hat Nehammer das Angebot, dass die Polizei – zum Beispiel Wien – beim Contact-Tracing unterstützen würde. (Oona Kroisleitner, Gabriele Scherndl, 11.9.2020)