"Man muss nachfragen bei Verdacht – auch als Laie kann man dabei nichts falsch machen – und gegebenenfalls ist professionelle Hilfe rasch greifbar." Uschi Theiretzbacher, hier bei der Übergabe des Preises, über Suizidprävention.

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Der Medienpreis "Papageno" für suizidpräventive Berichterstattung geht heuer an die ORF-Radiojournalistin Ursula Theiretzbacher für ihren Beitrag "Tabuthema Suizid: Reden hilft" für das "Journal Panorama" auf Ö1 (abrufbar bis Ende November 2020). Er ist mit 5000 Euro dotiert.

"Journalistinnen und Journalisten beeinflussen durch die Art und Weise einer Reportage über Suizid auch die gesellschaftliche Wahrnehmung des Themas. Der Siegesbeitrag zeigt eindrucksvoll, wie Medienberichterstattung dazu beitragen kann, Suizide zu verhüten", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober bei der Preisverleihung am Donnerstag, dem Welttag der Suizidprävention.

"Brauchen langfristig finanzierte psychologische Unterstützung"

Theiretzbacher betonte in ihrer Dankesrede die gestiegenen psychischen Belastungen durch die Corona-Pandemie: "Die Covid-19-Pandemie, die uns mittlerweile seit Monaten im Griff hat, bedeutet für fast alle eine massive psychosoziale Belastung. Ein Gesicht auf einem Bildschirm kann keine körperliche Nähe ersetzen, schon gar keine Umarmung. Aber viele massiv Gefährdete konnten und können unter anderem durch den Ausbau von Online- und telefonischer Unterstützung dennoch aufgefangen werden. Wir brauchen langfristig finanzierte psychologische Unterstützung für breite Bevölkerungsschichten, sprich Suizidprävention. Kriseninterventionstelefone müssen verstärkt werden, wir brauchen schneller verfügbare und mehr Psychotherapieplätze. Aber Reden und Zuhören sind die wichtigsten Start-Ingredienzien, um Suizide zu verhüten. Man muss nachfragen bei Verdacht – auch als Laie kann man dabei nichts falsch machen – und gegebenenfalls ist professionelle Hilfe rasch greifbar."

Jährlich sterben in Österreich mehr als doppelt so viele Menschen durch Suizid (1.209 im Jahr 2018) wie durch Verkehrsunfälle, das sind täglich mehr als drei Suizid-Tote in Österreich. Suizid ist bei unter 50-Jährigen in Österreich eine der häufigsten Todesursachen, in der Altersgruppe 15-29 Jahre sogar die zweithäufigste. Gleichzeitig ist Suizid eine der wichtigsten vermeidbaren Todesursachen.

Der Papageno-Medienpreis des Gesundheitsministeriums eine der Maßnahmen des österreichischen Suizidpräventionsprogramms (SUPRA). Mitveranstalter sind die Österreichische Gesellschaft für Suizidprävention (ÖGS), die Wiener Werkstätte für Suizidforschung sowie das Kriseninterventionszentrum Wien. (red, 11.9.2020)