Seit Beginn der Pandemie wird mehr und häufiger allein getrunken, so das Ergebnis einer weltweiten Umfrage.

Foto: istockphoto

Seit dem Frühling ist vieles anders – das gilt für die meisten Menschen. Denn die Corona-Pandemie bestimmt das tägliche Leben und damit auch den Drogenkonsum. Welchen Einfluss die Krise genau hat, das hat der Global Drug Survey (GDS) untersucht – die weltweite größte Umfrage zum Drogenkonsum, zu der der STANDARD seine Leserinnen und Leser jährlich aufruft.

Der GDS hat das Ziel, den Konsum sicherer zu machen. Aus den Ergebnissen können Forscher und Mediziner genauer einschätzen, wie und warum Menschen zu Drogen greifen. Wer Konsumgewohnheiten kennt, kann gut darüber informieren, wie Drogen weniger schaden und wie sich das Risiko einer Suchterkrankung verringern lässt.

An einer nun durchgeführten Spezialausgabe des GDS zur Pandemie, die im Mai und Juni durchgeführt wurde, haben weltweit fast 56.000 Menschen aus 20 Ländern teilgenommen, darunter auch 1.108 aus Österreich.

Mehr Langeweile

Das Ergebnis der nichtrepräsentativen Umfrage: 41 Prozent der österreichischen Befragten, die Alkohol trinken, gaben an, seit dem Ausbruch der Pandemie häufiger zu trinken als vorher, weil sie mehr Zeit und Langeweile haben und häufiger mit Partnern oder Mitbewohnern trinken, sagt Larissa Maier, Co-Autorin des GDS. Weitere Gründe für den gestiegenen Alkoholkonsum sind Ängste, Depressionen, Einsamkeit oder dass schlichtweg mehr Alkohol im Haus ist als vor der Pandemie.

Jene Befragten, die ihren Alkoholkonsum seit dem Ausbruch der Pandemie reduziert haben, erklären das mit dem fehlenden Zugang zu Settings, also Orten, an denen getrunken wird, Personen, mit denen sie sonst trinken, und der Tatsache, dass sie nicht gerne zu Hause trinken. Immerhin 43 Prozent der Befragten haben aber zugegeben, dass sie nun häufiger alleine trinken. Auch die Zahl jener Menschen, die zu Hause trinken, während Freunde per Video, Audio oder Chat zugeschaltet sind, hat zugenommen.

24 Prozent der Teilnehmenden berichten von negativen Konsequenzen des Trinkens auf ihre physische Gesundheit sowie ihre Leistung im Studium oder am Arbeitsplatz, und 41 Prozent haben sich vorgenommen, ihren Alkoholkonsum in den nächsten 30 Tagen zu reduzieren.

Häufiger allein

Die Hälfte der Befragten hat im letzten Jahr zudem THC-haltiges Cannabis konsumiert, ein Viertel Cannabis mit CBD und jeweils ein Fünftel MDMA und/oder Kokain. Genau wie beim Alkohol erklären auch zwei von fünf, dass sie nun häufiger alleine Cannabis konsumieren. Ein Viertel der Teilnehmenden konsumiert nun mehr Kokain, wobei der Konsum von Stimulanzien mehrheitlich gleich geblieben ist.

Auch die Verfügbarkeit von Drogen wurde abgefragt. In Österreich haben zwei Drittel der Befragten angegeben, dass der Zugang zu illegalen Substanzen seit Beginn der Pandemie abgenommen hat. Preis, Reinheit und Angebot sind mehrheitlich unverändert geblieben, wobei ein Drittel der Befragten einen Preisanstieg festgestellt hat und dass es nun weniger Auswahl am Markt gibt. Im Vergleich mit anderen Ländern hat es in der Corona-Krise in Österreich nur ganz wenige Konfrontationen mit der Polizei im Zusammenhang mit illegalen Drogen gegeben.

Die Ergebnisse des Global Drug Survey zeigen auch, was andere Studie bereits ergeben und worauf Expertinnen und Experten schon hingewiesen haben: Die Krise hat starke Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Ein Drittel der Teilnehmenden aus Österreich hat in der Umfrage berichtet, dass bei ihnen eine psychische Erkrankung diagnostiziert wurde. Vor allem sie greifen wiederum auch vermehrt zur Flasche. (Bernadette Redl, 14.9.2020)