Das seit drei Jahren obdachlose Koproduktionshaus Brut, Ankerplatz der freien Wiener Theaterszene und jahrzehntelang im Künstlerhaus am Karlsplatz beheimatet, bekommt nun im Bezirk Landstraße einen neuen Standort. Ungeachtet der Verheißung, wie toll es da draußen in St. Marx werden wird, bleibt mit dem Wechsel vom Karlsplatz an die Peripherie ein schmerzlicher Verdrängungsprozess zu verzeichnen, wie er in Metropolen derzeit nicht selten ist: Die Innenstadt gehört den Touristen und Investoren.

Die alte Zentralbank-Zweigstelle St. Marx wird renoviert und ab 2024 vom Brut bespielt.
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In Hans Peter Haselsteiners Sanierungsangebot für das Künstlerhaus war das Brut, das im Seitentrakt des Künstlerhauses, dem Französischen Saal, eingemietet war, nicht vorgesehen. Zeitgenössische Performancekunst hat eben keine Lobby. Der politische Wille folgte der Wirtschaftlichkeit: Die wertvollen Quadratmeter direkt vor dem Musikverein, in Steinwurfweite zur Staatsoper und mit Blick auf die Karlskirche lassen sich anderweitig eben profitabler nützen.

Dass die Stadt Wien nun doch knapp sieben Millionen Euro für die Sanierung der neuen Immobilie in die Hand nimmt, ist ein enormer Erfolg für Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). Zugleich ist es ein Beweis dafür, dass es nicht immer nur am Geld liegt. Das betreffende Backsteingebäude befindet sich übrigens im Besitz der Stadt – diese nun klaren Verhältnisse sind erfreulich. Nur eben um den Preis der Verdrängung. (Margarete Affenzeller, 11.9.2020)