Regierungschef Armin Laschet will CDU-Chef werden.

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Das große Rechnen wird in Nordrhein-Westfalen am Sonntag losgehen, sobald die Wahllokale geschlossen und die ersten Stimmen ausgezählt sind. Für die Zahlen, Stimmen und deren Verteilung wird man sich nicht nur im Land selbst interessieren, sondern auch in Berlin.

Zwar finden in Nordrhein-Westfalen "nur" Kommunalwahlen statt, doch diese sind in mehrerlei Hinsicht eine Besonderheit. NRW ist das größte Bundesland Deutschlands, 14 Millionen Menschen sind zur Wahl aufgerufen, das hat den Charakter einer Testwahl. Zudem ist es die erste Wahl nach einem halben Jahr Corona.

Und ein bisschen wird ja auch über den Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) abgestimmt, der bekanntlich CDU-Vorsitzender und vielleicht auch Kanzlerkandidat werden möchte.

Einer Umfrage des Westdeutschen Rundfunks (WDR) zufolge können die Grünen am entspanntesten in den Wahlsonntag gehen. Infratest Dimap hat in elf Städten des Landes die Wählerinnen und Wähler befragt.

In Aachen fast 40 Prozent in Umfragen

Bei den Stadtratswahlen liegen die Grünen in neun von elf Städten über 20 Prozent, am besten – mit 37 Prozent – in Aachen. In Bonn kommen sie auf 35 Prozent, in Köln auf 30. Zum Vergleich: In bundesweiten Umfragen kommt die Ökopartei derzeit auf rund 18 bis 19 Prozent. "Unser Ziel ist es, das beste Ergebnis zur Kommunalwahl zu holen, das wir in Nordrhein-Westfalen jemals hatten", sagt die grüne Landesvorsitzende Mona Neubaur.

Weniger gut sieht es bei den Sozialdemokraten aus. Sie müssen in allen elf größeren Städten mit Einbußen rechnen. Besonderes Augenmerk wird einer ihrer letzten Hochburgen, nämlich Dortmund, gelten.

Dort regiert sie seit 74 Jahren, der zuletzt amtierende Bürgermeister tritt nicht mehr an. Nachfolger will nicht nur SPD-Mann Thomas Westphal werden, sondern, für die CDU, auch Andreas Hollstein.

Er ist derzeit noch Ortschef der Kleinstadt Altena. 2017 hatte ihn ein Mann in einem Dönerladen wegen seiner liberalen Flüchtlingspolitik beschimpft und mit einem Messer verletzt.

Die CDU verliert laut WDR-Umfrage in acht der elf größten Städte, in drei aber (Essen, Münster und Siegen) kann sie zulegen.

Ministerpräsident Laschet hofft, dass die CDU stärkste Kraft bleibt. Er will aber die Kommunalwahlen nicht zum Präjudiz über seine eigene Zukunft oder die von Jens Spahn und Friedrich Merz an der CDU-Spitze machen. Er sagt: "Die Richtungsfrage wird im Dezember beantwortet." (Birgit Baumann aus Berlin, 12.9.2020)