Es ist Veronika Steinböcks dritte Saison im Wiener Kosmos Theater.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Wien – Nur 28 Spieltage verzeichnete das Wiener Kosmos Theater bisher im Corona-Jahr 2020. Die meisten nach dem Shutdown ausgefallenen Produktionen konnte das nun in der dritten Saison von Veronika Steinböck künstlerisch geleitete Haus jedoch verschieben. Auch die coronabedingt unterbrochenen Geburtstagsfeiern zum 20-Jahr-Jubiläum des Theaters werden fortgesetzt.

Auf den "Digital Birthday Bash" im Mai folgt nun die "Real Life Edition", die mit Keynotes, Panels, Performances, Workshops, Konzerten und Gastspielen einen "Ausblick in eine feministische Zukunft" geben soll. Motto: "Stay with the Trouble!" Die finanziellen Troubles durch die erzwungene Schließung scheinen sich indes in Grenzen zu halten. Laut der kaufmännischen Leiterin Gina Salis-Soglio sei man dank Kurzarbeit und einem großzügigen Entgegenkommen der Hauseigentümer "recht gut abgesichert. Auf diese Art und Weise kommen wir über die Runden." Allerdings könne man nun eine Eigenproduktion weniger realisieren.

Corona begegnet man mit einem Hygienekonzept, bei dem auf nummerierte Einzel- und Doppelplätze umgestellt wurde. Auch dank guter Lüftung könne man sich "bei uns im Theater sehr sicher fühlen", versicherte Salis-Soglio. Eine Corona-Ampel auf Orange werde dank der geringen Sitzplatzanzahl nur auf die Gastronomie Auswirkungen haben: "Wir könnten im Prinzip nach wie vor spielen."

"Sprechende Steine, tropfende Wörter"

Start der Theatersaison ist am 18. September mit der vom Frühjahr verschobenen Uraufführung der szenischen Collage von Barbara Herold "Kind.Erbe.Reich. Vom Erben und Erblassen". Weitere Uraufführungen gelten der Familienaufstellung "Fleischwade" von Anah Filou, die drei Generationen einer Familie am Mittagstisch zeigt, sowie der Dramatisierung von Marie Gamillschegs Debütroman "Alles was glänzt" durch die Autorin. "Zwischen Mensch und Rohstoff mäandernd, kreiert Regisseurin Sara Ostertag zu Musikflächen von Clara Luzia Landschaften des Zerfalls", macht die Ankündigung neugierig. "Sprechende Steine, vibrierende Gliedmaßen und tropfende Wörter fragen nach dem Morgen im Gestern."

Weitere Eigenproduktionen gelten "Frau verschwindet (Versionen)" der Schweizer Dramatikerin Julia Haenni, die vier Frauen (gespielt von Therese Affolter, Eva Lucia Grieser, Anne Kulbatzki und Birgit Stöger) an Frauenbildern unserer Gesellschaft abarbeiten lässt (Premiere: 20. Oktober) und der Österreichischen Erstaufführung von "Mit freundlichen Grüßen eure Pandora", in der Laura Naumann fünf Frauen mit unterschiedlichen Charakteren und Biografien, verschiedenen Altern und Körpern ins Gespräch kommen lässt. Sara Ostertags erfolgreiche Inszenierung von Agota Kristofs "Das große Heft" wird wieder aufgenommen.

Erstmals ein Serienformat

Erstmals versucht man sich 2021 an einem Serienformat: "Ka – Ching. The $weet $ound of ca$h $eries" lautet der Arbeitstitel der Serie, die sich mit den Superreichen beschäftigt. "Der Autor und Regisseur Jonas Schneider und seine drei Kollaborateurinnen machen erfahrbar, wieviel eine Billion Euro eigentlich ist, wie diese in mehreren Coups umverteilt werden und die Erbmassen unfreiwillig wandern", verheißt die Ankündigung. "Wir machen Netflix-Theater in a really good way", versprach Dramaturgin Anna Laner.

Von den 13 angebotenen Produktionen seien zehn von Regisseurinnen inszeniert und bei elf stammten die Texte von Autorinnen, sagte Veronika Steinböck. "Das ist die Quote anderer Häuser, bloß umgedreht." (APA, 11.9.2020)