Schiffshörner spielen heuer eine große Rolle bei der speziellen Klangwolke – auch als Symbole für die Geschichte der Stadt und als eine Verbeugung vor Alvin Curran und seiner Klangwolke von 1987.

Foto: Androsch

Was gab es da nicht schon alles an optisch-musikalischer Opulenz: Auch ein monumentales Maschinenballett frappierte zu den Klängen einer elektronisch übermalten Brucknersymphonie tanzend. An die 100.000 Besucher waren zugegen, die Linzer Klangwolke: das extrovertierte Event für die ganze Stadt.

Das ist sie irgendwie auch heuer. Allerdings wird es aus besagten Sicherheitsgründen keine opulente Outdoorveranstaltung werden. Was da am Samstag stattfindet, absorbiert die Musik der Stadt. Komponist Peter Androsch, der das Projekt "Sounding Linz" mit Sam Auinger, Wolfgang Dorninger und Gitti Vasicek entwickelt hat:

"Am Klangwolkentag kommt es kontinuierlich zu einer Verdichtung des akustischen Geschehens im gesamten Stadtgebiet – bis zur Klangwolke selbst von 20 bis 21 Uhr."

Hören als kreativer Akt

Mit Beginn der "bürgerlichen Dämmerung" um 6.04 setze man auf Hören als kreativen Akt. "Naturgeräusche, Besenballette, Kirchenglocken, Sirenen, hunderte Bläser auf Türmen, Einsatzfahrzeuge und Schiffshörner bauen eine Symphonie der Stadt."

Die Schiffshörner seien auch Symbole für die Geschichte der Stadt "und eine Verbeugung vor Alvin Curran und seiner Klangwolke von 1987. Wir spannen mit den fahrbaren Schiffshörnern einen Raum von acht mal zehn Kilometern auf. Das ist eine Umraumgestaltung von Christo’schen Ausmaßen. Sie ermöglicht einen anderen Zugang zu Stadt und Landschaft, ein neues Hören." Das Ganze biete die Gelegenheit, "die Klangwolke aus der Verengung auf einen Punkt zu befreien und wieder weit zu denken, als Raumkunst, Schallkunst und Urban Art. So wie sie ursprünglich gedacht war. Sounding Linz ist ein Kunstwerk des 21. Jahrhunderts: ökologisch, partizipativ und nachhaltig."

Sozialer Prozess

Diese Arbeit sei keine Aktion, sondern ein sozialer Prozess. "Kultur für alle" und "Grabe, wo du stehst" seien die Richtschnur auf dem Weg zu einer innovativen, künstlerischen Umraumgestaltung. "Offenheit ist unser Motto, eine soziale Installation unser Ziel: Hören als Basis der Kommunikation." Teil des Projektes sind auch Events im Mariendom, in der Ursulinenkirche und im Rosengarten auf dem Schlossberg (mit begrenzter Zuschauerzahl und mit Zählkarten).

Zur eigentlichen Primetime der traditionellen Klangwolke von 20 bis 21 Uhr sind dann die Bewohner – in Reminiszenz an die erste Klangwolke 1979 – aufgerufen, ihre Radios in die offenen Fenster zu stellen. Unzählige Klänge der Stadt sollen dann zu einer dann doch wieder stattlichen Linzer Sinfonie verschmelzen.

In dem etwa viermonatigen Prozess "haben wir Know-how und Zugänge verdichtet zu einer Klangwolke, die dem Namen gerecht werden soll und weiter sich zum wohl größten akustischen Stadtforschungsprogramm weitum entwickeln wird", so Androsch. (Ljubiša Tošic, 11.9.2020)