Emily Fisher (Emilia Bernsdorf), Paul Brix (Wolfram Koch) und ein Verdächtiger – am Sonntag im Frankfurter "Tatort".

Foto: ORF/ARD/Bettina Müller

Oberflächlich betrachtet könnte das Leben schlechter sein. Gretchen und Raymond sind ein attraktives Paar. Die Tochter Emily scheint wohlgeraten, das Haus ist schön, die Jobs sind gut dotiert.

Doch dann liegt ein Freund von Emily tot in einer alten Fabrikhalle. Also müssen die Kommissare Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich) der amerikanisch-deutschen Musterfamilie ein paar Fragen stellen.

Klar, dass es dort ein dunkles Geheimnis gibt. Gretchen arbeitet im US-Konsulat. Das ist schon einmal verdächtig genug, obwohl der Name Trump gar nicht fällt. Und der Herr Papa ist ein bisserl aggressiv, wenn keiner hinschaut.

"Nimm drei, zahl eines"

So viel sei verraten: Funkstille (so der Titel) ist ein Angebot unter dem Motto "Nimm drei, zahl eines". Natürlich gibt es den Kriminalfall, daneben aber auch ein Familiendrama und eine Spionagegeschichte. Diese Vielfalt aber hat einen Preis: Mangel an Vertiefung.

Gut, man weiß ja nicht, wie das bei Spionen genau läuft, aber dass die Eltern sich dem Kind dann auch bloß mit ein paar Propagandasätzen im eigenen Haus offenbaren, ist doch etwas merkwürdig. Chapeau hingegen für Mutter Gretchen und ihren gymnastischen Einsatz mit dem Wäschekorb beim Lauschangriff auf die eigene Tochter.

Apropos: Die Mutter wird gespielt von Tessa Mittelstaedt, die 14 Jahre lang als Assistentin im Kölner Tatort dabei war. Das mutet ein wenig seltsam an, man rechnet gelegentlich damit, dass die Kölner Kommissare um die Ecke kommen.

Aber noch viel seltsamer, geradezu spooky, ist etwas anderes: Es stirbt jemand in diesem Tatort an einem russischen Gift, das allerdings nicht nachweisbar ist. (Birgit Baumann, 12.9.2020)