Foto: APA/Pfarrhofer

Wien – Eine leere Bühne, rechts und links zwei Screens mit Gesichtern, die in Webcams blicken, dazu "Freude, schöner Götterfunken". Ja, Wahlkampf ist heuer anders als sonst. Auch jener der Neos.

Pandemiebedingt wurde die Veranstaltung zumindest teilweise ins Internet verlegt, via Zoom konnten sich "viele, viele Menschen", wie es von den Neos hieß, zuschalten und zeigen.

Damals und heute

Auf die Bühne traten schließlich – real – Wien-Spitzenkandidat Christoph Wiederkehr und Parteichefin Beate Meinl-Reisinger. Sie erinnerten zunächst an die letzte Wien-Wahl – damals schaffte man auf Anhieb den Einzug in den Landtag und in alle Bezirke.

Dort werden sie wohl bleiben: Aktuelle Umfragen sehen die Neos bei etwa sieben Prozent.

Wiederkehr betonte zunächst die Rolle als Kontrollpartei: Erst heute habe man wieder gewarnt, dass der U-Bahn-Ausbau teurer und langwieriger als geplant werde – die Neos beriefen am Freitag einen Sondergemeinderat dazu ein.

Kritisiert wurde außerdem das Wiener Wahlrecht: Mehr als jeder zweite Mensch dürfe nicht mitentscheiden. Wiederkehrs Forderung: In einem ersten Schritt sollen zumindest EU-Bürger wählen dürfen.

Unterricht in nichtdeutscher Muttersprache

"Nichts macht mich wütender, als wenn man die Zukunft von Kindern verspielt", sprach Wiederkehr auch die Bildung, ein weiteres Kernthema, an. Er forderte unter anderem 100 Sprachlehrer für Schulen und Kindergärten – sie sollen Kinder in ihrer nichtdeutschen Muttersprache unterrichten und in Deutsch fördern.

Wiederkehr kritisierte nicht nur die "Freunderlwirtschaft der SPÖ", sondern – in Bezug auf den Brand in Moria – auch die ÖVP. Sie mache "zynische und unmenschliche Politik, die rechts ist". Man werde Druck darauf machen, dass 100 Kinder aus dem Lager nach Wien können.

Wiederkehr will Wien-Hymne

Auch mit der Arbeit der Grünen ist Wiederkehr unzufrieden. Er habe selber einmal die Grünen gewählt. Aber die Partei falle nur noch durch schlechte Arbeit auf.

Lobende Worte fand Wiederkehr für die Vielfalt in der Stadt. Die gehöre auch besungen. Die Neos wünschen sich deshalb eine Wiener Landeshymne. Dies wäre gerade in einer Krise ein Weg, um Identität und Zusammenhalt zu stiften. Man könnte zu einer alten Melodie einen aktuellen Text schreiben – eventuell mehrsprachig –, der sowohl die Schattenseiten als auch die Errungenschaften einer weltoffenen Stadt thematisiere, sinnierte er. (elas, lhag, APA, 11.9.2020)