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Bei Protesten in Teheran im Juni 2018 soll Afkari einen Sicherheitsbeamten erstochen haben.

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Teheran – Der iranische Ringer Navid Afkari wurde trotz einer internationalen Solidaritäts-Kampagne am Samstag hingerichtet. Dies sagte Staatsanwalt Kazem Mousavi dem staatlichen Fernsehen im Iran.

Afkari soll im Rahmen einer Demonstration 2018 in Schiras gegen die wirtschaftliche und politische Lage im Land einen Sicherheitsbeamten getötet und die Tat auch gestanden haben. Das Geständnis wurde im iranischen Staatsfernsehen übertragen, soll jedoch unter Folter erzwungen worden sein, erklärten Menschenrechtsorganisationen zuletzt.

Die Hinrichtung soll am Samstagmorgen "auf Beharren der Eltern und Familie des Opfers" in einem Gefängnis in Schiras durchgeführt worden sein, wie Medien das Justizministerium der Provinz Fars zitieren. Zuletzt hieß es, das Urteil werde erst 2026 vollstreckt.

Die Welt lief Sturm

Der Fall sorgte international für Aufschrei, in der Kampagne "Rettet Navid Afkiri" wurde dieser kanalisiert. Selbst US-Präsident Donald Trump forderte den Iran in einem Tweet dazu auf, Afkiri nicht hinzurichten.

Die internationale Ringerszene setzte sich für Afkari ein und forderte ein gerechtes Verfahren. Der Iran bestritt die Anschuldigungen und hat sich ausländische Einmischung in die Angelegenheit verbeten.

Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte gegen das Urteil mobilisiert. Eine globale Vereinigung von 85.000 Athletinnen und Athleten hatte noch vergangenen Dienstag einen Ausschluss des Iran aus der Weltsportgemeinde gefordert, sollte Afkari hingerichtet werden.

Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, reagierte am vergangenen Mittwoch. Das IOC müsse sich an seine Prinzipien halten, und zu diesen gehöre der Respekt vor der Souveränität und dem Justizsystem souveräner Staaten. Gleichzeitig sei Afkari aber ein Athlet, das IOC stehe ihm nahe.

In einer Mitteilung vom Samstag zeigte sich das IOC "geschockt", die Hinrichtung sei eine "sehr traurige Nachricht". Es sei "zutiefst verstörend", dass alle Proteste von Sportlern und die Bemühungen internationaler Verbände nicht zum Ziel geführt hätten. "Unsere Gedanken sind bei Familie und Freunden von Navid Afkari", hieß es.

Letztes Familientreffen verwehrt

Afkaris Anwalt Hassan Younessi beteuerte, dass es keine Beweise für dessen Schuld gebe. Er teilte via Twitter mit, dass für Sonntag eigentlich ein Treffen zwischen den Angehörigen des Opfers und Menschen aus Schiras geplant war, die um Vergebung bitten wollten. Zudem habe auch ein Verurteilter laut Gesetzt das Recht, vor der Hinrichtung seine Familie zu sehen: "Wart ihr so sehr in Eile, dass ihr Navid seinen letzten Besuch verwehren musstet?"

Afkaris Brüder, die mit ihm zusammen an den Protesten gegen das islamische Regime teilgenommen hatten, erhielten hohe Gefängnisstrafen. Afkari wurde 27 Jahre alt. (red, sid, 12.9.2020)