Viel Wind um den Ibiza-U-Ausschuss – er wird aber nur von einem Drittel der Befragten intensiv verfolgt.

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Linz – Es gibt Leute, die sich für die Entwicklung der Corona-Pandemie und die von der Regierung dagegen gesetzten Maßnahmen gar nicht interessieren – aber das sind nur sechs Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung. Umgekehrt bleibt das Thema für 75 Prozent, die es "sehr interessiert" verfolgen, an der Spitze der Aufmerksamkeitsskala. Dazu kommen weitere 15 Prozent, die immer noch mit eingeschränktem Interesse die Corona-Problematik verfolgen. Das geht aus einer Market-Umfrage im Auftrag des STANDARD hervor.

Alle weiteren Themen sind deutlich abgeschlagen: Betrachtet man nur die Nennungen der sehr interessierenden Felder, so kommen mit der Sorge um die Wirtschaftsentwicklung (55 Prozent), den Folgen der gestiegenen Arbeitslosigkeit (53 Prozent), der Diskussion um die Folgekosten der Pandemie (51 Prozent) und der Diskussion um eine mögliche Impfpflicht (46 Prozent) gleich vier weitere Themen, die mit Corona zu tun haben.

Erst auf dem sechsten Platz landet das Migrationsthema, sagt Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: "44 Prozent haben über den Sommer Migrationsthemen intensiv beachtet, 36 Prozent mit eingeschränktem Interesse. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu 75 plus 15 Prozent für die Corona-Bekämpfung. Das kann sich in diesen Tagen mit der aktuellen Diskussion um Moria natürlich um ein paar Prozentpunkte verändern, aber die Pandemie wird die Agenda noch lange beherrschen."

"Die Auswirkungen der Migration auf Österreich" sind bei genauerer Analyse der Umfragedaten vor allem ein Thema für ältere und männliche Befragte – und sie werden von der Anhängerschaft der ÖVP mit dem größten Interesse verfolgt, deutlicher noch als von den FPÖ-Wählern.

Apropos FPÖ: Die Rückkehr des ehemaligen Parteichefs Heinz-Christian Strache in die Politik ist im Aufmerksamkeitsranking der österreichischen Bevölkerung an der vorletzten Stelle – 57 Prozent interessiert das gar nicht, auch für Freiheitliche ist das offensichtlich kein Thema.

Nur die Mitgliederbefragung der SPÖ stieß auf noch größeres Desinteresse (59 Prozent) – aber da ging es um Interna einer Partei mit nur 157.855 Mitgliedern. Daher hat die (natürlich weit über den Mitgliederstand hinausreichende) SPÖ-Wählerschaft auch nur am Rande Interesse daran.

Im Mittelfeld der politischen Interessen liegen die Pleite der Commerzialbank im Burgenland und der Ibiza-Untersuchungsausschuss. Letzterer interessiert ein knappes Drittel der Wahlberechtigten sehr – wobei höher gebildete Befragte, SPÖ-, Grünen- und Neos-Anhänger besonders scharf hinschauen.

DER STANDARD ließ auch fragen, wie die einzelnen Parteien im Ibiza-Ausschuss wirken.

Erwartungsgemäß sagen 64 Prozent, dass die FPÖ belastet wäre, aber immerhin 47 Prozent sehen auch eine Belastung der ÖVP. Auch bei den ÖVP-Anhängern ist rund ein Drittel der Meinung, dass die Kanzlerpartei im U-Ausschuss keine besonders gute Figur mache. Besonders gut kommen die Neos weg – mit ihrer U-Ausschussarbeit punkten sie auch bei Anhängern anderer Parteien. (Conrad Seidl, 14.9.2020)