New York – Dominic Thiem hat in einem hochdramatischen Finale österreichische Sportgeschichte geschrieben. Der Niederösterreicher drehte das Finale gegen den Deutschen Alexander Zverev in New York nach 0:2-Satzrückstand und 3:5-Rückstand in Satz fünf nach 4:01 Stunden zum 2:6-4:6-6:4-6:3-7:6-(6)-Sieg.

US Open Tennis Championships
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25 Jahre nach Thomas Muster bei den French Open holte sich der 27-Jährige am Sonntag (Ortszeit) als zweiter Österreicher einen Einzel-Grand-Slam-Titel. Für den Sieg kassiert Thiem einen Scheck in Höhe von drei Millionen Dollar (2,53 Millionen Euro) sowie 2.000 ATP-Zähler. Im vierten Anlauf in einem Major-Endspiel nach den French Open 2018 und 2019 sowie dieses Jahr bei den Australian Open hat es also endlich mit dem großen Wurf für den Weltranglisten-Dritten geklappt.

Thiem schraubte sein Karrierepreisgeld auf 26,9 Millionen Dollar, im ATP-Ranking bleibt er vorerst aber weiter Dritter. In der Profi-Ära seit 1968 ist Thiem der erste Spieler, der in einem US-Open-Endspiel ein 0:2 in Sätzen noch umgedreht hat.

"Völlig verrückt"

"Ich kann es noch nicht wirklich glauben. Es war ein völlig verrücktes Match, völlig verrückter Tag auch. Ich glaube, man hat gesehen, wie nervös ich am Anfang war. Es war absolut abnormal. Ich habe mich in den ersten zwei Sätzen bleiern gefühlt", sagte Thiem im Servus-TV-Interview.

Zverev startete zwar sehr stark in sein erstes Major-Finale, aber Thiem hatte vor allem mit dem eigenen Aufschlag große Probleme. Schon im dritten Game musste der Niederösterreicher sein Service zum 1:2 abgeben, während der Deutsche in der Folge in seinen Servicegames unantastbar blieb. Mit den Doppelfehlern zwei und drei im siebenten Spiel verschaffte Thiem seinem Gegner die Chance zum Doppelbreak, die dieser auch zum 5:2 nutzte. Satz eins war nach nur 30 Minuten Geschichte. Ein ordentlicher Fehlstart für Thiem.

Am Ziel.
Foto: USA TODAY Sports/Danielle Parhizkaran

Einseitig

Auch im zweiten Satz blieb die Partie überraschend einseitig: Thiem plagte sich bei jedem Aufschlag-Game. Zverev musste nur im vierten Game erstmals über Einstand gehen. Nach 54 Minuten lag Thiem klar 2:6; 1:4 zurück. Bei 5:1 hatte Zverev dann drei Break- und damit Satzbälle, ließ diese aber ebenso ungenutzt wie einen vierten bei 5:3. Thiem nutzte seine erste Chance zum ersten Rebreak zum 3:5 und erhöhte den Druck auf Zverev mit einem ersten Service-Game zu Null. Bei 5:4, 30:30 fehlten Thiem noch zwei Punkte zum 5:5, doch Zverev nutzte Satzball Nummer fünf nach 1:19 Stunden zur 2:0-Satzführung.

Im dritten Durchgang passierte es dann zum dritten Mal en suite: Thiem gab erneut den Aufschlag zum 1:2 ab und stand nun endgültig mit dem Rücken zur Wand. Der Österreicher spielte weiter zu fehlerhaft. Mit dem vierten Breakball und auch dank Mithilfe Zverevs mit den Doppelfehlern sieben und acht schaffte Thiem zumindest das sofortige Rebreak zum 2:2.

Aufwärts

"Da habe ich begonnen, immer besser zu spielen. Am Ende war es einfach nur noch Drama. Aber mit meiner ganzen Karriere, so wie alles gelaufen ist, hat der erste ganz große Titel so sein müssen", sagte ein überglücklicher Thiem. "Es war ein würdiger Abschluss der US Open. Dass ich jetzt ein Grand-Slam-Turnier im Einzel gewonnen habe, ist natürlich absolut unrealisierbar zurzeit."

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Thiem blieb diesmal dran, legte beim Service jedes Mal vor. Zverev musste bei der ersten Drucksituation bei 4:5 gegen den Satzverlust servieren, und Thiem gelang das Break zum 6:4 nach 2:09 Stunden.

Im vierten Durchgang fand Thiem bei 3:2 und 15:40 Aufschlag Zverev die ersten Breakchancen vor, konnte diese aber nicht verwerten. Thiem nutzte aber bei 4:3 die nächste Chance zum Break zum 5:3. Nach 2:52 Stunden servierte sich der Lichtenwörther mit dem Game zum 6:3 in den fünften Satz.

Drama, Baby, Drama

Thiem gelang sofort das Break zum Auftakt, musste aber gleich wieder den Aufschlag zum 1:1 abgeben. Der letzte Durchgang entwickelte sich zum Krimi: Thiem geriet mit 3:5 in Rückstand, und beinahe wäre seine Aufholjagd nicht belohnt worden. Als Thiem das Break zum 6:5 schaffte, musste er anschließend vom Physio behandelt werden.

Zverev schaffte das Rebreak und rettete sich nach 3:51 Stunden ins Tiebreak. In diesem geriet Thiem mit 0:2 in Rückstand, doch dann holte er sich bei 6:4 seine ersten beiden Matchbälle, doch erst den dritten bei 7:6 konnte er verwerten. (APA, red, 14.9.2020)