Neulich unterwegs im elektrischen RAV4. In der Kölner Gegend. Ausgesteckt, nein: ausgeheckt war ein 74-Kilometer-Kurs mit Stadt, Land und reichlich Autobahn. 15 km vor Ziel war Schluss mit lustig, und wenn Sie jetzt einwenden, Unsinn, einen Elektro-RAV4 gibt es nicht, dann sei ergänzt, dass wir doch noch wohlbehalten ans Ziel gekommen sind, nahe der einstigen Wirkstätte von Toni Polster, beim Müngersdorfer Stadion.

Denn. Der RAV4, um den es hier geht, ist sowohl ein Elektro- als auch ein Auto mit verbrennungsmotorischem Antrieb, mit einer Batterie zum Aufladen.

Elektrische Reichweiten von 75 km (und bis zu 135 km/h) soll dieser Hochleistungs-RAV4 schaffen,
der mit 306 PS Systemleistung zugleich der stärkste bisher ist. Allrad ist Serie.
Foto: Toyota

Dazu hat sich der inselsächsische Terminus Plug-in-Hybrid eingebürgert. Und dafür, dass Hybrid-Pionier Toyota der speziell von Deutschen und Koreanern vorangetriebenen (und inzwischen von fast allen Herstellern ins Programm genommenen) Antriebsform eigentlich eher skeptisch gegenübersteht, kann sich das Ergebnis sehen lassen.

Die meisten Konkurrenten geben derzeit 60, 65 km WLTP-Reichweite im Strombetrieb an, woraus sich Realreichweiten von 40, 45, vielleicht 50 km, je nach Jahreszeit, ergeben. Toyota hat im Unterboden, zwischen die Achsen, ein recht dickes Ding (von Panasonic) reingepackt, Kapazität: 18,1 kWh. Daraus ergeben sich 75 km Norm-Reichweite und 135 km/h Höchstgeschwindigkeit. Verzichtet man auf energiezehrende Autobahnausritte, kommt man auf eine Stadtreichweite von 98 km, was im realen Alltag wohl 70 km plus/minus bedeutet. Allerhand.

Wie sieht es auf der Ladeseite aus? Mit Haushaltsstrom (und 10 Ampere) ist der Akku nach 7,5 Stunden wieder randvoll. Mit Typ 2-Ladekabel und Wallbox reduziert sich das auf viereinhalb Stunden.
Foto: Toyota

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Foto: Toyota

Wie sieht es auf der Ladeseite aus? Mit Haushaltsstrom (und 10 Ampere) ist der Akku nach 7,5 Stunden wieder randvoll. Mit Typ 2-Ladekabel und Wallbox reduziert sich das auf viereinhalb Stunden.

Anders als der Plug-in-Prius mit selber Leistung wie der "normale" Hybride ist der RAV4 Plug-in-Hybrid ein richtiger Kraftlackel. 306 PS Systemleistung (Hybrid-RAV4: 222)! 6,0 Sekunden von null auf 100 km/h! Tieferer Schwerpunkt und deshalb dynamischeres Fahrverhalten! Klimaanlage mit Wärmepumpe!

Dann gehen einem die Rufzeichen aus, die Fragezeichen kommen dran (wie stets bei Plug-in-Hybrid): 200 kg zusätzlich, deshalb im vergleichbaren Fahrbetrieb zum Hybrid-RAV4 plus 15 Prozent Verbrauch? Etwas kleinerer Kofferraum wegen 30 mm höheren Ladebodens? Der höheren Masse angepasst reichlich straffes, gelegentlich fast holprig wirkendes Fahrwerk? Man fährt zwei Antriebssysteme spazieren?

Dennoch, grundsolide Leistung, und unterm Strich bleibt: Wenn Toyota etwas anpackt, dann richtig. (Andreas Stockinger, 15.9.2020)