Ubuntu 20.04 ist die aktuellste Version der Linux-Distribution.

Grafik: Proschofsky / STANDARD

Lange war Ubuntu so etwas wie der Vorzeige-Desktop für Linux. Und das mit gewissem Recht: Mit einem gezielten Fokus darauf, das freie Betriebssystem auch für technisch weniger versierte Nutzer brauchbar zu machen, hat man zweifellos einiges zur Verbreitung von Linux beigetragen. Zuletzt hat Softwarehersteller Canonical seine Bestrebungen aber vermehrt in den Cloud-Bereich verlegt, dies nicht zuletzt mit der Hoffnung dort endlich ein tragfähiges Geschäftsmodell zu finden – und somit von den Finanzspritzen von Gründer Mark Shuttleworth unabhängig zu werden.

Ein Wandel, der aber nicht reibungslos verlaufen ist, so sah sich Ubuntu zuletzt wegen manch zweifelhafter Änderung an der Desktop-Variante von Ubuntu unter Kritik. Und nun mehren sich auch die kritischen Stimmen aus der Community, die sich von Canonical alleine gelassen fühlen.

Fehlende Strukturen

Über die Jahre habe es einen "Verlust an Führung" in der Ubuntu Community gegeben, heißt es etwa in einem Thread in den Diskussionforen von Ubuntu. Sowohl das Ubuntu Community Team als auch das Ubuntu Community Council seien über die Jahre verschwunden. Kommunikation vonseiten Canonicals gebe es kaum mehr, auch der einst so aktive Gründer Mark Shuttleworth schweige seit langem.

Diesen Vorwurf will Shuttleworth allerdings nicht auf sich sitzen lassen: In einem Folgeposting betont er, dass er stärker auf Ubuntu fokussiert sei denn je zu vor. Allerdings stehe dabei eben vor allem im Vordergrund, die Linux-Distribution langfristig finanziell tragfähig zu machen. Gleichzeitig äußert er auch überraschende Kritik an seinem eigenen Team: Er habe dieses nämlich schon seit langem damit beauftragt, einen "Community Lead" zu finden, bisher bleibt diese Rolle aber unbesetzt. Gleichzeitig hätten zuvor aktive Mitglieder des "Community Council" offensichtlich das Interesse verloren.

Nun verspricht Shuttleworth aber die Kehrtwende: Bis Mitte Oktober soll ein neues Community Council etabliert werden. Entsprechend fordert der Ubuntu-Gründer auch Interessierte auf, sich dafür zu melden – oder andere zu nominieren.

Relationen

Generell ändert dies aber nichts daran, dass Ubuntu nicht mehr jene Bedeutung für den Linux-Desktop hat, wie noch vor einigen Jahren. Konkurrenten wie Linux Mint aber auch die neueren Manjaro oder Pop! OS haben über die Jahre immer mehr Interesse auf sich gezogen. (apo, 14.09.2020)