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Paul Rusesabagina mit seinen Anwälten vor Gericht in Kigali, Ruanda am 14.September 2020.

Foto: Reuters / JEAN BIZIMANA

Kigali – Der durch den Film "Hotel Ruanda" bekannt gewordene Paul Rusesabagina ist in Ruanda wegen Terrorismus angeklagt worden. Ihm werde zudem Mordbeteiligung sowie Gründung einer bewaffneten Gruppe vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft in einem Gericht in der Hauptstadt Kigali am Montag mit.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte die ruandesischen Behörden auf, Rusesabaginas Recht auf ein faires Verfahren zu garantieren.

Tochter kritisiert "Schein-Justiz"

Rusesabagina war im August festgenommen worden. Er ist weltweit durch den Hollywood-Film "Hotel Ruanda" (2004) bekannt worden. Darin wird geschildert, wie der damalige Hotelmanager während des Genozids mehr als 1.200 Menschen rettete. Diese Erzählung wird allerdings von der Regierung und einigen Überlebenden bestritten.

Rusesabagina ist scharfer Kritiker von Ruandas Präsident Paul Kagame. Er soll ein Anführer der MRCD sein, einer Gruppe politischer Parteien, die der ruandesischen Regierung gegenüber kritisch eingestellt ist und sich im Exil befindet. Die MRCD hat einen bewaffneten Arm, die FLN, die mit Angriffen in Ruanda in Verbindung gebracht wurde.

Die Tochter von Rusesabagina, Carine Kanimba, kritisierte die Anklage als "Schein-Justiz". Die Anwälte ihres Vaters seien vom Staat bestellt worden und hätten die Familie nicht über den Gerichtstermin am Montag informiert.

Im Völkermord 1994 wurden mehr als 800.000 Tutsi und gemäßigte Hutu getötet. Kagame wird dafür gelobt, nach dem Genozid für Versöhnung, Stabilität und wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt zu haben. Allerdings hat er die Meinungs- und Pressefreiheit sowie Oppositionsarbeit scharf eingeschränkt. Viele Kritiker Kagames und Oppositionelle befinden sich heute im Ausland. (APA, 14.9.2020)