Sebastian Kurz hat seine "christlich-soziale Verantwortung" entdeckt. Man müsse den Ärmsten der Armen helfen, "in Griechenland" wie auch anderswo. Aber er will keine Kinder aus Moria nehmen, stattdessen Zelte liefern.

Die "christlich-soziale Verantwortung" tauchte knapp nach der Erklärung der österreichischen Bischofskonferenz zu Moria auf: "Es sind Bilder des Elends, die zum Himmel schreien. Sie rufen uns in eine Verantwortung, von der wir uns nicht dispensieren können. Jedes politische Kalkül über die Aufnahme und Verteilung von Flüchtlingen in Europa ist angesichts der aktuellen Notlage völlig verfehlt. Jetzt zählt rasches und entschlossenes Handeln". Die Zelte reichen nicht, es müssten auch Menschen übernommen werden, so die Bischöfe sinngemäß.

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Sebastian Kurz will keine Kinder aus Moria nehmen, stattdessen Zelte liefern.
Foto: REUTERS/Elias Marcou

Diese Erklärung kam wiederum knapp nach dem Interview des Außenministers Alexander Schallenberg, der von einer notwendigen "Entemotionalisierung" sprach, wenn es um Kinder von Moria gehe. Davon offenbar emotionalisiert, sagte Kardinal Schönborn, der wie Schallenberg aus einer aristokratischen Familie stammt, zur Krone, es sei ihm einfach nicht verständlich, wie man angesichts der "Bilder des Elends, die zum Himmel schreien". ohne Emotion debattieren könne.

Hier sieht man den Zwiespalt im traditionell christlichen Österreich, wobei die Stimmen derer, die der türkisen Eiseskälte widersprechen, lauter werden. (Hans Rauscher, 14.9.2020)