Sparkasse – das war gestern! Heute wird bereits von 126 Banken in Deutschland eine Gebühr für ein hohes Guthaben verrechnet.

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Dass die Europäische Zentralbank (EZB) seit geraumer Zeit den Banken Strafzinsen verrechnet, wenn dieses Geld bei der EZB parken, ist hinlänglich bekannt. Mit einem Strafzins von 0,5 Prozent werden diese Einlagen belegt. Banken tendieren immer öfter dazu, diese Gebühr an ihre Kunden weiterzureichen. In Deutschland etwa hat sich die Zahl der Banken und Sparkassen, die Kunden für ihre Einlagen Negativzinsen aufbürden, innerhalb von zwölf Monaten nahezu verzehnfacht, zeigt eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox.

Von 13 auf 126 gestiegen

Demnach verlangen inzwischen 126 Geldhäuser Strafzinsen für größere Guthaben vor allem auf dem Tagesgeldkonto. Vor einem Jahr waren es laut Verivox nur 13 Institute. Mittlerweile werden auch immer öfter niedrigere Summen belastet. Den Angaben zufolge räumen aktuell 27 Institute weniger als 100.000 Euro als Freibetrag ein. Bei drei Banken müssen Sparer bereits ab dem ersten Euro Negativzinsen zahlen.

Drei Kreditinstitute gehen laut Verivox sogar über den Strafzins der EZB hinaus. Sie belasten Guthaben oberhalb des jeweiligen Freibetrags mit minus 0,6 Prozent.

In Österreich sind Strafzinsen für Kunden mit höheren Einlagen auch längst Realität. Hierzulande verhindert ein OGH-Urteil aus dem Jahr 2009 aber, dass Privatkunden belastet werden. Für Firmenkunden gibt es diesen Schutz nicht. Sie werden längst zur Kasse gebeten.

"Die Negativzinsen liegen wie ein Stein auf der Brust der Banken, weil sie im Zinsgeschäft kaum mehr etwas verdienen", sagt Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer Österreich. Die Negativzinsen liegen aber auch wie ein Stein auf der Brust der Kunden, weil das Geld an Wert verliere. Eine Auflistung, welche Bank ihren Kunden welche Gebühr verrechnet, führt die WKO nicht. Das hänge nämlich oft davon ab, wie lange schon jemand Kunde ist und wie groß das Vermögen ist. Für Rudorfer zeigt das, dass der Wettbewerb unter den Geldhäusern funktioniert.

Zuletzt hat die Oberbank mitgeteilt, dass ab 1. Juli für Guthaben über 100.000 Euro systembedingt und automatisch ein Zinssatz von 0,5 Prozent p. a. verrechnet wird.

Maßgeschneiderte Gebühr

Individuell vereinbarte Negativzinsen für Großkunden gibt es auch bei der RBI und der Erste Group. Zuletzt befragt, hieß es aus denen Instituten, dass nur Firmen mit Guthaben in signifikanter Millionenhöhe belastet werden. Ebenso hält es die RLB NÖ-Wien, wo man Firmenkunden im hochvolumigen Bereich ein "Verwahrentgelt", verrechne, das an der gesamten Kundenbeziehung bemessen werde. Die Bank Austria verrechnet Firmen-, institutionellen und Public-Sector-Kunden eine individuelle "Verwahrgebühr" für Guthaben über drei Mio. Euro. (Bettina Pfluger, 15.9.2020)