Die OnePlus Buds.

Grafik: OnePlus

Der Spott ließ nicht lange auf sich warten: Kurz nachdem die US-amerikanische Customs and Border Protection – also der Zoll – stolz einen vermeintlich großen Schlag gegen Airpod-Fälscher verkündet hatte, wurde sie auch schon mit höhnischen Kommentaren eingedeckt. Wenn man lesen könnte, würde man sehen, dass es sich bei den beschlagnahmten Geräten in Wirklichkeit um Earbuds des Apple-Konkurrenten Oneplus handelt, hieß es da etwa.

Vorwärts statt rückwärts

Doch statt des Eingestehens eines Missverständnisses hat sich der US-Zoll nun entschlossen, lieber in die Offensive zu gehen. In einer weiteren Stellungnahme gegenüber "The Verge" betont man nun, dass es sich keineswegs um ein Versehen gehandelt habe. Apple habe das Design der Airpods – also das Geschmacksmuster – rechtlich schützen lassen und auch entsprechend bei der CBP gemeldet. Ein Spezialist habe nun festgestellt, dass die Form zu nahe an jener der Airpods sei, womit eine Beschlagnahme der gesamten Lieferung der logische Schritt gewesen wäre. Dass auf der Verpackung ein anderer Name stand, sei dabei unerheblich.

Das Problem bei dieser Darstellung: Sie klingt in Kombination mit der ersten Meldung nicht sonderlich schlüssig, sondern eher nach dem Versuch, ohne Gesichtsverlust aus der Angelegenheit herauszukommen. War doch zunächst explizit von einer Produktfälschung die Sprache, worunter gemeinhin direkte Nachbauten verstanden werden, die sich als das Original ausgeben. Das kann bei den Oneplus Buds aber selbst angesichts gewisser äußerlicher Ähnlichkeiten nicht behauptet werden. Von einem Trademark-Verstoß war hingegen zunächst nie die Rede.

Terrorfinanzierung?

Was diese Argumentation noch zweifelhafter macht, ist ein Tweet eines weiteren CBP-Twitter-Accounts. In diesem feierte man die Beschlagnahme mit dem Hinweise, das solche gefälschten Produkte oft zur Finanzierung von kriminellen oder terroristischen Aktivitäten genutzt würden – eine Unterstellung, die gegenüber einem etablierten Hardwarehersteller wie Oneplus doch einigermaßen gewagt ist.

Dazu kommt dann noch die Realität, dass es auch bei großen US-Händlern eine Unzahl von Airpods-Nachbauten zu kaufen gibt – viele davon noch deutlich näher am Apple-Design als jene von Oneplus. Auch hat Apple bisher von einer Klage gegen Oneplus abgesehen.

Hatte Oneplus auf die Beschlagnahme zunächst noch amüsiert reagiert, scheint man die gute Laune mittlerweile verloren zu haben. Eine Stellungnahme zu den Vorfällen wollte man jedenfalls nicht mehr abgeben. (apo, 15.9.2020)