Pretty Yende, nicht so launisch, wie es die Adina in "L'elisir d'amore" verlangen würde.

Foto: Staatsoper/Pöhn

Das kann ja heiter werden, dachte man sich voller Vorfreude auf dem Weg zur Staatsoper, zu Donizettis L’elisir d’amore. Das kann ja heiter werden, dachte man sich schon etwas skeptischer, als Bogdan Roščić vor den Vorhang trat und verkündete, dass Dirigent Giacomo Sagripanti und Tenor Liparit Avetisyan wegen des Corona-Sicherheitskonzepts nicht auftreten dürften – der sogenannte "Operetten-Cluster" im TAG hatte auch Auswirkungen auf Österreichs größtes Opernhaus.

Schade: Mit Avetisyan, der den Nemorino hätte geben sollen, hätte man eines der 18 neuen Ensemblemitglieder des Hauses kennenlernen können und mit Sagripanti einen Dirigenten, der zwar bereits viel an der Pariser Oper, aber noch nie in Wien gewirkt hat. Den Nemorino übernahm kurzfristig Javier Camarena: zum Glück. Der Stimmcharakter des Mexikaners tendierte zwar zum Heldischen, aber seinem Tenor war die goldene Klarheit böhmischen Biers zu eigen wie auch die weiche Härte von Messing.

Ein Kampfjet macht auf Sportflieger

Pretty Yendes Debüt an der Staatsoper überzeugte nur zum Teil. Ihre Adina war mehr eine bewegungsskeptische Gräfin denn ein kapriziöses Wesen, das so launisch wie ein Windhauch sein soll. Yendes edler Sopran besitzt einen prägnanten Kern samt einer glänzenden Umfassung, doch hatte man das Gefühl, dass die Südafrikanerin ihn über Gebühr limitierte – als ob ein Kampfjet auf Sportflugzeug machen wollte. Die wenigen tragischen Eintrübungen der Partie ließen jedoch aufhorchen, man darf auf ihre gefeierte Pariser Traviata gespannt sein, die sie im März in Wien singen wird.

Nicola Alaimo gefiel als Dulcamara mit einer Spiellaune à la Bryn Terfel; mit gleichförmiger lyrischer Kraft: Clemens Unterreiners Belcore. Abstimmungspannen zwischen Solisten und Orchester waren wohl dem kurzfristigen Einspringen Evelino Pidòs als Dirigent zuzuschreiben. Trotz kurzen Schlussjubels eine aseptische Atmosphäre im schütter besetzten Haus. (Stefan Ender, 16.9.2020)