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Und immer wenn wir traurig waren, hörten wir The Cure.

Foto: AP

Früher auf dem Land gab es vier Discos, in die man gehen konnte, ohne regelmäßig allein wegen seiner Aufmachung am Watschenbaum zu rütteln. In der Giftlerhütte tanzten die Leute zwar zu Frank Zappa und Bob Dylan. Sehr beliebt war auch die Sambaparty von Santa Anna, wie wir New-Waver mit den abgetragenen Anzügen von den Vätern gern verächtlich sagten. Die Sambaparty ging aber heimlich eh okay. Da konnten die Hippies wenigstens mit sich selbst engtanzen. Gib der Liebe eine Chance!

Apropos, das Gedudel von Zappa macht natürlich tolerant. Da kann man zum Beispiel auch bezüglich meines damals besten Freundes ein Auge zudrücken. Dem waren schwarze Anzüge zu mainstreamig. Er trug lieber die beige Freizeitjacke und die Rentnersandalen von seinem Opa.

Der Watschenbaum steht im Wald

Das war dann oft sogar für das Publikum in der Kirche John Travoltas eine Belastung. Obwohl sie unter ihren Poppermatten eh kaum herausschauen konnten, fiel es dann doch ein wenig auf, dass wir keine gelben Nicki-Pullover und College-Patscherln mit Schasquasteln trugen. Ansonsten schätzten wir das Lokal aufgrund der regelmäßigen Körperpflege seiner Gäste. Und wenn die Frisur zu verrutschen droht, ist man auch weniger rauflustig. Okay, Ausnahmen gibt es natürlich immer.

Bevor wir zur vierten Disco kommen, in der interessanterweise niemand tanzte, weil wir alle ohnehin einmal sterben müssen, konnte man auch in den Wald zu den Holzwilden in der Whiskey-Mühle fahren. Dort war es ganz egal, wie man daherkam. Wenn den Jungmännern an der Bar AC/DC geheime Befehle gaben, war ein Kilo Ohrwascheln beim nächstbesten Nebenmann ohnehin schnell gebrockt. Vor dem Blutrausch sind alle Menschen gleich.

THE CURE By Production Gossuin

Wir haben uns also am liebsten in die vierte Hütte gehockt. Dort waren wir am ehesten unter uns und herrlich traurig. Wir hörten The Smiths und The Cure. Deren Getrenze haben zwar die Wirtsleute nicht gut ausgehalten, aber vom Umsatz her ertragen. Sie kamen eher von Jimi Hendrix. Der Hey Joe hieß allerdings Franz. Ach so, ja, Jimi Hendrix ist gerade 50 Jahre tot. Lasst uns den Himmel küssen. (Christian Schachinger, 16. 9. 2020)