Die Zahl der freien Intensivbetten trägt dazu bei, welche Ampelfarbe eine Region bekommt. Der höchste gemessene Wert war in Tirol eine Auslastung von 35 Prozent.

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Viel wurde darüber debattiert, wann denn eine Region tatsächlich die Farbe wechselt. So monierte man in Wien etwa, als man das erste Mal gelb wurde, dass hohe Infektionen doch schlicht eine logische Folge von vielen Tests seien.

Tatsächlich aber steckt hinter den Farben ein kompliziertes Konstrukt aus Zahlen und Fakten, sie drehen sich rund um Infektionen und Krankheitsverläufe, Cluster und deren Herkunft, Spitalsbetten und Tests. Und all das wird mit komplexen Formeln errechnet. Einfach nachrechnen, inwiefern die Bezirke, die nun orange sind, unter diese Kriterien fallen, kann man aber nicht – dafür bräuchte man auch fallbezogene Daten sowie Bezirksdaten, die zum Teil nicht öffentlich sind.

Weil sich, so heißt es aus dem Gesundheitsministerium, gerade in den Spitälern die Situation langsam wieder zuspitzt, liegt darauf nun ein besonderes Augenmerk. Laut dem Manual der Corona-Kommission ist ein Bundesland dann in einem hohen Risikobereich, wenn etwa ein Drittel der Intensivbetten belegt ist.

Intensivbetten kaum belegt

Während am Montag noch 255 Covid-Patienten im Spital waren, waren es am Dienstag bereits 293 Patienten, 49 davon befanden sich auf Intensivstationen.

Damit sind nur sechs Prozent der Intensivbetten belegt – alles im grünen Bereich. Laut Corona-Kommission ist eine Belegung von unter zehn Prozent nämlich als "geringes Risiko" einzustufen. Allerdings geht die Kurve seit Mitte August nach oben – langsam, aber doch.

Sechs Prozent wurden zuletzt am 16. Mai gemessen, den ganzen Sommer lag der Wert bei maximal zwei Prozent. Laut Gesundheitsministerium müsse man aber die landesweiten Unterschiede beachten und besonders die Ballungsräume im Auge haben.

Mehr als die Hälfte der bundesweiten Intensivpatienten befinden sich momentan in Wiener Spitälern, die Auslastung liegt aber auch in der Bundeshauptstadt nur bei acht Prozent. Aktuell sind 314 Intensivbetten für Corona-Patienten verfügbar, 25 davon sind belegt. Spitzt sich die Lage zu, kann auf 1.000 Intensivbetten ausgebaut werden.

Mit Anstieg zu rechnen

Keinen Grund zur Panik sieht Arschang Valipour, Leiter der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie an der Klinik Floridsdorf: "Wir haben jetzt mehr stationäre Covid-Patienten als noch vor einem Monat, unsere Ressourcen sind aber nicht ausgeschöpft." Es sei nachvollziehbar, dass gesundheitspolitische Maßnahmen aktuell wieder forciert werden "um zu gewährleisten, dass wir nicht an unsere Kapazitätsgrenzen kommen – davon sind wir derzeit aber weit entfernt".

Zwar steigt die Zahl der Neuinfektionen, dennoch infizieren sich derzeit vor allem jüngere Menschen, die "gar nicht erst ins Krankenhaus müssen", sagt Valipour. Mit einem Anstieg bei den Hospitalisierungen sei in den nächsten Wochen aber zu rechnen.

"Nicht stark, aber dennoch", gehe die Kurve in Vorarlberg nach oben, heißt es bei der Krankenhaus-Betriebsgesellschaft. Die Situation sei "fordernd", die Leistungsfähigkeit der Spitäler aber gegeben. Mit einer Auslastung von 5,9 Prozent liegt das Ländle im landesweiten Schnitt.

Welches Bundesland am meisten testet

Ein weiterer, und vor allem der am einfachsten kommunizierbare Faktor für die Ampelfarbe ist die Zahl der Infizierten. Hier wurden Schwellenwerte definiert, nämlich: 25 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen für Gelb; 50 für Orange und 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner für Rot. Hier stehen die sieben orangen Bezirke mit zwischen 54 und 118 Fällen pro 100.000 Einwohner tatsächlich ganz oben auf der Liste.

Was Tests angeht, ist momentan Vorarlberg mit über 27.000 Tests pro 100.000 Einwohner Spitzenreiter. Wien folgt mit 20.000 Tests. In der Steiermark wurde bisher am wenigsten getestet: gut 10.000 pro 100.000 Einwohner.

Unterschiedlich gewichtet wird auch, wie alt die Erkrankten waren und wo sie sich infizierten. Außerdem werden Cluster analysiert.

Dabei gehe es laut Kommissionssprecherin Daniela Schmid weniger um deren Größe als um Setting und Ausgangspunkt. Mindestens 60 bis 70 Prozent aller Infektionen mit dem Virus sollte sich idealerweise auf ein Cluster als Quelle zurückführen lassen. In der Vorwoche – aktuellere Zahlen lagen Dienstagmittag nicht vor – hat sich in Wien nur bei 55 Prozent der Neuinfektionen die Quelle klären lassen. (Lara Hagen, Bernadette Redl, Gabriele Scherndl, 15.9.2020)