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Mittwochabend, einen Tag nach der Vorstellung einer neuen Watch und eines neuen iPads, hat Apple die finale Version von iOS 14 zum Download bereitgestellt. Auch die für Tablets abgewandelte Ausgabe iPad OS 14 sowie tvOS 7 sind verfügbar.

Die neue iOS-Ausgabe bringt eine Reihe von Änderungen mit. Insbesondere am Homescreen tut sich einiges. Dort, und auch in anderen Aspekten, schneidet sich das System die eine oder andere Scheibe von Android ab.

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Ein paar Scheiben Android

Da wären etwa Widgets. Was Googles System schon seit Ewigkeiten beherrscht, hält nun auch auf iPhones Einzug. Apps können verschiedene Informationen und Funktionen nun direkt auf dem Startbildschirm zugänglich machen. Nutzer finden verfügbare Widgets in der Widget Gallery. Sie lassen sich in der Größe anpassen, und man kann auf Wunsch auch iOS über den "Smart Stack" entscheiden lassen, zu welcher Zeit welches Widget eingeblendet wird.

Wer sich ans Ende seiner Apps auf den Homescreens durchswipt, gelangt dort künftig in die "App Library". Dort sieht man eine in Ordnern organisierte Übersicht über alle Apps, die auf dem Gerät installiert sind. Apple selbst steuert ein paar "smarte" Ordner bei, deren darin angezeigte Apps algorithmisch organisiert werden. Nutzer können künftig entscheiden, ob sie Programme auf den Homescreen schieben oder sie in dieser Bibliothek belassen. Die App Library übernimmt damit faktisch die Rolle, die der sogenannte App Drawer auf den meisten Android-Systemen hat.

Apropos Apps: Was man seit drei Jahren auf Android als "Instant Apps" kennt, hält nun in iOS 14 auch Einzug in der Apple-Welt. Heißt: Bestimmte Funktionen von Apps lassen sich künftig verwenden, ohne dafür das komplette Programm herunterladen und installieren zu müssen. Als Beispiele werden etwa das Mieten eines E-Scooters oder eine Restaurantreservierung angegeben. Der Zugriff auf diese "Mini-Apps" erfolgt entweder über eigene Apple-Clip-Codes, QR-Codes oder NFC-Tags.

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Siri und iMessage

Verbesserungen gibt es auch in Sachen Kommunikation. Anrufe nehmen nun nicht mehr automatisch den gesamten Bildschirm ein, sondern tauchen in einem Banner auf. Und auch Sprachassistentin Siri hat man das unbedingte Verlangen nach dem kompletten Platz des Displays abgewöhnt. Sie kann künftig mehr Fragen beantworten, sich aus mehr Quellen bedienen, Audionachrichten verschicken, und die Diktatfunktion läuft nun direkt auf dem Handy, also auch ohne Internetverbindung.

Aufgerüstet wird zudem bei iMessage. Man kann nun gezielt auf bestimmte Nachrichten antworten. Das neue "Inline-Reply"-Feature zitiert dabei die jeweilige Meldung. In Gruppenchats kann man sich außerdem gezielt benachrichtigen lassen, wenn der eigene Name erwähnt wird. Das funktioniert explizit auch, wenn die Gruppe ansonsten stummgeschaltet ist.

Wichtige Konversationen lassen sich nun oben in der Liste anpinnen. Wer gerne Emojis nutzt, wird sich außerdem darüber freuen, dass das integrierte Keyboard nun eine Suchfunktion für selbige mitbringt. Und die Auswahl an den per Gesicht animierten Memojis wurde erweitert.

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Tracking-Bestätigung auf 2021 verschoben

Auf dem System gelandet ist nun außerdem das schon von iPads bekannte "Picture-in-Picture"-Feature. Videos lassen sich in einem kleinen Fenster weiterbetrachten, auch wenn man in eine andere App wechselt oder weiterscrollt.

Neuerungen gibt es auch in Sachen Datenschutz. Greift eine App auf Inhalte der Zwischenablage zu, wie etwa kopierten Text, informiert iOS 14 darüber. Zudem gibt es eine neue Berechtigung für Tracking, die Apps sich künftig vom Nutzer genehmigen lassen müssen. Technisch ist die Grundlage dafür bereits vorhanden, doch auf Druck von Entwicklern und Werbern hat Apple die verpflichtende Nutzung auf kommendes Jahr verschoben, um mehr Zeit für Anpassungen zu gewähren.

Die Zustimmung der Nutzer ist nun auch nötig, wenn eine App nach anderen Geräten im Netzwerk suchen bzw. sich mit diesen verbinden möchte. Apps die den Standort abfragen kann man nun auch mit einer "ungefähren" Angabe füttern anstatt mit der genauen GPS-Position. Verfeinert wurden auch die Kontrollen für den Zugriff auf Fotos und Videos. Man muss Apps nun nicht mehr eine Blankogenehmigung dafür ausstellen, sondern kann jetzt auch den Zugriff auf einzelne Inhalte regeln. Last but not least gibt es nun auch einen sichtbaren Hinweis darauf, wenn die Kameras oder Mikrofone des Handys gerade aktiviert sind. Und zwar in Form eines Punktes über dem Symbol für die Netzempfangsstärke.

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Schnellere Kamera, 1080 p in Facetime

Erwähnenswert sind schließlich auch noch allerlei Neuerungen für andere vorinstallierte Apps. So verspricht Apple etwa für die Kamera eine Verbesserung der Auslösezeiten. Je nach Gerät sollen Fotos nun um bis zu 90 Prozent schneller geschossen werden und bis zu vier Bilder pro Sekunde aufgenommen werden können. Die Einstellungen für Videoaufnahmen – Auflösung und Bildwiederholrate – können nun auch direkt im Videomodus der Kamera vorgenommen werden. Selfies können nun auch gespiegelt aufgenommen werden.

Für Facetime wurde unter anderem die Videoqualität hochgeschraubt. Videocalls sind nun auch in 1080-p-Auflösung möglich. Zudem unterstützen die Kamerachats das neue Picture-in-Picture-Feature. Facetime erkennt in Gruppenkonversationen weiters, wenn ein Teilnehmer Zeichensprache verwendet und macht dessen Bildausschnitt dann deutlicher sichtbar.

Die Automatisierungsfunktion "Shortcuts" wurde ebenso ausgebaut. Das System kann nun Automatisierungen vorschlagen und die Shortcuts lassen sich nun in Ordnern organisieren. Automatische Aktionen, die von der Tageszeit abhängen, müssen nun nicht mehr extra vom Nutzer bestätigt werden. Als neue Trigger gibt es auch den Start und das Beenden von Apps, sodass man etwa für bestimmte Programme gezielt GPS oder Bluetooth aus- und einschalten kann.

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Für alle Geräte ab dem iPhone 6s

iOS 14 kommt für alle Geräte, die auch schon iOS 13 erhalten haben. Konkret sind das alle iPhones ab dem 6s und 6s Plus, beide Ausgaben des iPhone SE und der iPod Touch der siebenten Generation.

Eine Übersicht über weitere Neuerungen in iOS 14 findet sich auf der Homepage von Apple. Eine genauere Aufarbeitung liefert "Macrumors". (gpi, 17.9.2020)