Der Seidenreiher mag es warm, ihm kommt der Trend also entgegen.
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Eine gemischte Bilanz zieht eine aktuelle Studie, die die Auswirkungen des Klimawandels auf die heimische Vogelwelt untersucht hat. 76 Vogelarten wurden darin einbezogen – und 19 "Verlierern" stehen immerhin 57 "Gewinner" gegenüber, also Spezies, die mit der Erwärmung gut zurechtkommen werden. Allerdings würden die negativen Auswirkungen der intensivierten Landwirtschaft dies zum Teil wieder zunichte machen, berichtet BirdLife Österreich.

Die Erhebung

Für die Studie hat die Vogelschutzorganisation mit Wissenschaftern der Universität für Bodenkultur in Wien und der Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) kooperiert. Basis der Erhebung waren die Daten des seit 1998 durchgeführten jährlichen Monitorings der österreichischen Brutvögel.

Den Ergebnissen zufolge breiten sich einzelne wärmeliebende Brutvogelarten wie Bienenfresser, Seidenreiher und Weißbart-Seeschwalbe weiter aus. Andererseits werden alpine Vogelarten wie Ringdrossel, Raufußkauz oder Alpenschneehuhn ihre am tiefsten gelegenen Vorkommen verlieren. Eine weitere Erwärmung lasse erwarten, dass sich das Verbreitungsgebiet alpiner Arten deutlich einschränken wird.

Immer weniger Vögel auf Wiesen und Äckern

"Die Klimagewinner zeigten im Mittel stabile Bestandstrends, während wir bei den Klimaverlierern einen deutlichen Rückgang sehen konnten", erklärte Norbert Teufelbauer von BirdLife Österreich. Der Einfluss des Klimawandels könne aber nur in Zusammenhang mit der Entwicklung des Lebensraums bewertet werden. "Die für viele Vögel der Kulturlandschaft grundsätzlich positiven Effekte der Klimaerwärmung werden von den negativen Auswirkungen der intensivierten Landwirtschaft aufgehoben", so Teufelbauer, der auf die stark negative Entwicklung vor allem bei den Vögeln der Kulturlandschaft hinweist: In Österreich ging die heimische Vogelpopulation auf Wiesen und Äckern in den vergangenen 20 Jahren im Schnitt um rund 40 Prozent zurück.

Für das Schneehuhn wird es immer enger.
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Als konkretes Beispiel nennt BirdLife das Rebhuhn: Wärmere und trockenere Frühjahre sowie ein witterungsbedingtes größeres Insektenangebot würde den Brut- und Fortpflanzungserfolg des Acker- und Wiesenbrüters begünstigen. Trotzdem sei der Rebhuhnbestand bundesweit seit 1998 um über 80 Prozent zurückgegangen, in etlichen Regionen seien die Vögel sogar komplett verschwunden. Das sei durch die flächendeckende Intensivierung der Bewirtschaftung von Feldern und Wiesen zu erklären, bei gleichzeitigem Schwund von Rückzugsräumen wie Feldrainen, Böschungen oder Brachen. Dadurch verlieren die Rebhühner geeignete Bruthabitate.

Die Vogelschützer plädieren dafür, die Gefährdungsursachen artspezifisch zu betrachten. Klimabedingte Populationsrückgänge könnten durch lokale oder regionale Maßnahmen nicht verhindert werden, habitat-bedingte Bestandseinbußen aber sehr wohl. Dringend notwendig wären Maßnahmen zur Erhaltung wertvoller Habitate und solche, die der massiven Intensivierung der Landwirtschaft entgegensteuern. (red, APA, 17. 9. 2020)