Nicht alle Bestandteile von Elektrogeräten können wiederverwertet werden. Besser wäre es, weniger zu produzieren und die Produkte länger haltbar zu machen, meint Nachhaltigkeitsforscher Willi Haas im Podcast-Gespräch.

Foto: UFH Holding
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Die Zerlegung ist ein brutaler Prozess. Mit Hammer und Bohrmaschine werden Radios, Toaster und Staubsauger aufgebrochen. Teile wie Leiterplatten, Handytasten oder Waschmaschinentrommeln werden wiederverwertet, einiges landet in der Schadstoffabteilung. "Wer hier arbeitet, hat eine Vorstellung davon, wie viel Elektroschrott pro Jahr in Wien anfällt", sagt Sabine Reinprecht, Mitarbeiterin des Demontage- und Recyclingzentrums im Westen von Wien. Rund 13 Prozent des Wiener Elektromülls werden hier zerlegt und wiederaufbereitet, sechs Tonnen sind es täglich. Ein Teil der Geräte wird repariert und verkauft, aus den anderen Teilen werden Schmuck, Möbel, Notizbücher und Uhren hergestellt.

Sabine Reinprecht arbeitet seit drei Jahren in der Marketingabteilung des Demontage- und Recyclingzentrums in Wien.
Foto: Jakob Pallinger

Das Demontage- und Recyclingzentrum ist eine von vielen Recycling- und Reparatur-Initiativen in Österreich. An Produkten zur Verwertung mangelt es kaum: Ob Radios, Handys oder T-Shirts – viele der Produkte landen nach relativ kurzer Zeit auf dem Müll. Mehr als die Hälfte aller sogenannten Siedlungsabfälle wird laut Umweltbundesamt recycelt. Wenn es um Abfallverwertung geht, rühmt sich Österreich gerne als Vorreiter. Ist das Land bereits in der Kreislaufwirtschaft angekommen?

Zu Kreislaufwirtschaft gehört mehr als Recycling

"Recycling ist gut, aber nicht die Lösung", meint Willi Haas, Wissenschafter am Institut für soziale Ökologie an der Universität für Bodenkultur in Wien. Recycling sei eher als Mittel letzter Wahl zu verstehen, da es in einigen Fällen wieder sehr viel Energie brauche. Besser sei es, erst gar nicht so viel Abfall zu verursachen. Dies ist laut Haas der Kern einer Kreislaufwirtschaft: weniger der Natur entnehmen – und gleichzeitig weniger dort deponieren.

Tatsächlich hat sich der Material- und Ressourcenverbrauch in den letzten Jahrhunderten dramatisch erhöht. Zwar werde heutzutage mehr recycelt als in den 1950er-Jahren, dies habe aber nicht mit dem Konsum mithalten können, so Haas. Wie eine Kreislaufwirtschaft in Zukunft aussehen könnte, welche Chancen und Grenzen in dem Konzept stecken und was die Politik und schließlich auch jeder Einzelne dafür tun kann, haben wir Willi Haas im Podcast gefragt. (jp, 18.9.2020)