Eine junge Frau in Flammen, welche ihr irgendwann gefährlich nahekommen. Die Szene verweist zurück auf den Dreh von Otto Premingers Saint Joan (1957), für den die völlig unbekannte Jean Seberg aus tausenden Bewerberinnen gecastet wurde und dann, von einem schonungslosen Regisseur getrieben, tatsächlich Verbrennungen auf dem Scheiterhaufen erlitt.
Benedict Andrews versteht die Szene am Anfang seines Films über die Schauspielerin, Jean Seberg: Against All Enemies, allerdings auch als Allegorie. Denn die junge Amerikanerin aus Iowa, die 1960 in Jean-Luc Godards À bout de souffle (Außer Atem) zur coolen Pop-Art-Figur der Nouvelle Vague werden sollte, hat für ihn auch etwas von der Tragik der französischen Nationalheldin.
Seberg wollte sich nicht mit der Rolle eines It-Girls begnügen und nützte ihre Bekanntheit, um sich politisch zu engagieren, speziell für die schwarze Bürgerrechtsbewegung, und begann eine Affäre mit dem Black-Panthers-Aktivisten Hakim Jamal (Anthony Mackie). Dadurch geriet sie ins Visier von Hoovers Staat im Staat, dem FBI. Jean Seberg erzählt das Drama hinter dieser historischen Begebenheit: von einem so hartnäckigen wie fragilen Star, der zunehmend paranoider wird; und einem FBI-Agenten (Jack O’Connell), den bei seiner Überwachungsarbeit Skrupel befallen.
Letztere Gegenüberstellung ist natürlich spekulativ, und damit ein gutes Beispiel für die Vordergründigkeiten des Films, der seinem Star nie genug Spielraum gewährt. Auch die feinpolierten Bilder von Andrews überzeugen nicht. Sehenswert ist Jean Seberg allein seiner Hauptdarstellerin Kristen Stewart wegen, die sich in Sebergs wachsende Isolation und ihren von Hollywood abweichenden Kurs offenbar gut einzufühlen versteht. (kam, 17.9.2020)