Für einen Tag Minister und Kontrolleur gleichzeitig: Rudolf Anschober (Grüne).

Foto: APA/ Robert Jäger

Der grüne Gesundheitsminister kommt die Rolltreppe heraufgefahren, tritt ein paar Schritte vor und zieht – schon von Kameras dicht umrundet – noch schnell seine graue Anzugsjacke über. Jetzt will er sich das einmal anschauen, wie das funktioniert, sagt Rudolf Anschober. Gemeint ist die seit Montag geltende Ausweitung der Maskenpflicht, die nun auch alle Geschäfte und Museen miteinschließt. Die Lokalaugenschein-Tour des Ministers startete in der Mall in Wien Mitte, dem dritten Wiener Gemeindebezirk.

Mit ein paar Stichwortzetteln in der Hand erklärt Anschober zu Beginn noch einmal, warum Masken und Hygiene in dieser Krise so wichtig sind. Gehört wird er kaum. Im Untergeschoß fährt zuerst eine Putzmaschine den Flur entlang. Mittendrin wird das Referat dann auch noch von einer Durchsage in der Mall übertönt, die passend auf Maskenpflicht und Abstandsregeln hinweist.

Der Lokalaugenschein des Ministers begann in der Mall im dritten Wiener Gemeindebezirk ...
Foto: APA/ Robert Jäger

Den Anfang überstanden, ging es wie geplant in ein Optikergeschäft. Dort versichert sich Anschober, ob alles gut läuft mit der Maskenpflicht. Am Anfang musste er noch welche austeilen, nun kämen alle mit Maske, sagt der Chef. Ein Problem sei die Anpassung von Kontaktlinsen. Da könne der Mindestabstand nicht eingehalten werden. Große wirtschaftliche Einbußen habe es beim Optiker nicht gegeben, das Geschäft habe sich in den Onlinehandel verlagert. Dann will sich Anschober ein Brillenputztuch kaufen. Der Optiker hat tatsächlich eines. Anschober probiert es gleich aus. "Funktioniert", sagt er fast ein bisschen überrascht und wirkt dabei etwas unbeholfen.

Anschließend will der Minister U-Bahn fahren. In der Station Wien Mitte waren wohl noch nie so viele Security-Kräfte der Wiener Linien unterwegs wie an diesem Tag. Die Journalisten kleben an Anschober. Den vorbeilaufenden Wienerinnen und Wienern kann man ansehen, dass sie nicht so recht wissen, was das alles soll. Als Anschober in die U-Bahn einsteigt, drängen die Kameraleute hinterher. Irgendwann ist der Eingang verstopft, der Mindestabstand kurz passé – zum Glück nur für eine Station.

... und endete im Museum für angewandte Kunst.
Foto: APA/ Robert Jäger

Die mitgefahrenen Sercurity-Mitarbeiter begleiten Anschober noch bis zum Aufgang der Station Stubentor. Bei der Rolltreppe stoppen sie, als stünden sie vor einer unsichtbaren Grenze. Anschober hat es wohl gar nicht mitbekommen. Er wird schon in einer Buchhandlung erwartet. Auch dort scheint alles im Sinne Anschobers zu laufen.

Auf dem Weg zum Museum für angewandte Kunst, der letzten Station, outet sich Anschober vor einem Geschäft, das Masken unter anderem mit Fußballlogos darauf anbietet, beiläufig als Bayern-Anhänger, weil David Alaba dort spielt. Als die Medienschlange mit dem Minister an der Spitze an zwei Damen vorbeizieht, sagt die eine zur anderen: "Das muss ein Oasch-Leben sein." Anschober aber ist zufrieden. Nach einer Führung im Museum meint er, die Maskenpflicht funktioniere besser als erwartet. (Jan Michael Marchart, 17.9.2020)