Große Parkplätze und Gewerbeflächen bereiten Experten Sorgen.

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In Österreich wird zu viel Boden verbraucht: 13 Hektar sind es pro Tag im Schnitt, das kritisieren Experten und Expertinnen seit Jahren. Das Problem: Ist der natürliche Boden einmal versiegelt, kann er nicht wiederhergestellt werden. Trotzdem werden weiter Straßen, Parkplätze, Gewerbeflächen und andere Bauprojekte aus dem Boden gestampft.

Der WWF Österreich will das ändern und hat vor wenigen Tagen, wie berichtet, eine Initiative gegen den Flächenfraß gestartet, für die online Unterschriften gesammelt werden. Die NGO weist nicht nur auf die ökologischen Folgen hin, sondern auch auf die Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Dieser Aspekt sei bisher vernachlässigt worden, sagt der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, der dazu im Auftrag des WWF einen Bericht verfasst hat.

Andauernde Hitze

So führt die Verbauung zu Hitzeinseln in Städten. Besonders gefährlich ist das für ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. Doch andauernde Hitze wirke sich auf die Lebensqualität aller aus, so Hutter. Ein wachsendes Problem in versiegelten Städten ist Lärm, der die Leistungsfähigkeit mindert und das Risiko für bestimmte Herzkrankheiten erhöht. Bei Lärm in der Nacht müsse es nicht einmal zu einer bewussten Aufwachreaktion kommen. Der Körper reagiere dennoch auf die Störung.

Als Beispiel nennt Hutter die aufgrund der Corona-Pandemie heuer in Wien verlängerte Schanigarten-Saison, die infektiologisch zwar sinnvoll ist, "aber man muss auch flankierende Maßnahmen setzen", um die Anrainer vor Lärm zu schützen. Noch eine Folge der Versiegelung: Die Intensität von Gefahren wie Überflutungen nimmt zu. Ein Hochwasser stellt aber nicht nur eine direkte Gefahr dar, es kann auch zu einer Verunreinigung des Trinkwassers oder Schimmelbildung in Gebäuden führen. Psychosoziale Folgen von Naturkatastrophen hätten bisher wenig Beachtung gefunden, wird in der Studie kritisiert.

Wirtschaft ankurbeln

Ziel des WWF ist ein Bodenschutz-Vertrag zwischen Bund, Ländern und Gemeinden, der den Flächenfraß verbindlich reduziert. Nötig seien eine Ökologisierung des Steuersystems, der Abbau umweltschädlicher Subventionen und eine Naturschutz-Offensive. Hanna Simons vom WWF befürchtet allerdings, dass manche Verfahren für Projekte nun beschleunigt werden, um die Wirtschaft angesichts von Corona anzukurbeln – und dabei auf den Bodenverbrauch vergessen wird: "Dabei ist das der Weg, der uns erst in die Krise gebracht hat." (zof, 27.9.2020)