Eine internationale Bande soll mindestens 27 Scheinehen im Ausland vermittelt haben. So wurde Zugang zu Sozialleistungen in Österreich erschlichen. Die Verdächtigen nahmen auch fingierte Anstellungen bei in Wien gemeldeten Scheinfirmen vor. Die Polizei hat einen 49-jährigen Serben als Haupttäter ausgeforscht.

Die Hochzeiten für die Scheinehen fanden in serbischen Standesämtern statt.
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Die Gruppe soll seit 2016 aktiv gewesen sein, wie die längere Ermittlungsarbeit von Beamten der Fremdenpolizei in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt Wien ergab. Der Serbe steht im Verdacht, mit zwei Komplizen (47 und 28 Jahre alt, beide Österreicher) für zahlungswillige Angehörige aus Drittstaaten wie Serbien, Bosnien und dem Kosovo "Aufenthaltsehen" mit meist ungarischen Bürgern organisiert zu haben. Pro Vermittlung wurden im Schnitt 10.000 Euro verlangt, die Hochzeiten fanden in serbischen Standesämtern statt. Manchmal fungierte der 49-Jährige als Trauzeuge.

3.000 Euro für Ehepartner

"Ziel der Scheinehen war es, sich bei österreichischen Einwanderungsbehörden Aufenthaltstitel zu erschleichen", berichtete Polizeisprecher Paul Eidenberger am Freitag. So erlangten Drittstaatsangehörige als Ehepartner bzw. Ehepartnerin eines EU-Bürgers Zugang zum Arbeitsmarkt, zum Sozialsystem und zu Sozialleistungen. Wer sich für eine Hochzeit zur Verfügung stellte, bekam dafür rund 3.000 Euro. So sollen mehrere Männer und Frauen einer ungarischen Großfamilie als Ehepartner fungiert haben. Die Paare lebten nie in Österreich und reisten nur für notwendige Behördengänge nach Wien.

Die Bande vermittelte darüber hinaus fingierte Anstellungen bei in Wien gemeldeten Scheinfirmen. Ein Verdächtiger soll ein ganzes Netzwerk aus inexistenten Unternehmen betrieben und zur Verfügung gestellt haben. Der Fall mit den Scheinehen kam durch Ermittlungen wegen Betrugs mit einer Schadenshöhe im siebenstelligen Eurobereich gegen die Betreiber von Scheinfirmen ins Rollen. "Da gab es auch bereits Verurteilungen", sagte Eidenberger.

59 Delikte angezeigt

Insgesamt zeigten die Ermittler 59 Delikte an, darunter neben Beihilfe zu unbefugtem Aufenthalt und Scheinehenvermittlung etwa auch die Fälschung von Dokumenten für Behördengänge. 48 Personen wurden einvernommen, neun "Ehepartner" zur Fahndung ausgeschrieben. Der Serbe und seine beiden österreichischen Komplizen verweigerten die Aussage. Alle drei wurden auf freiem Fuß angezeigt. (APA, 18.9.2020)