Wo heute trockene Ödnis herrscht, blühte vor 120.000 Jahren noch das Leben.
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Forscher der deutschen Max-Planck-Gesellschaft berichten im Fachjournal "Science Advances" von der Entdeckung 120.000 Jahre alter menschlicher Fußabdrücke im Norden Saudi-Arabiens. "Fußabdrücke sind eine einzigartige Form fossiler Beweise", sagte Studienhauptautor Mathew Stewart vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena. "Sie liefern Momentaufnahmen, die typischerweise einige Stunden oder Tage darstellen."

Stewart stieß auf die Spuren, als er 2017 in der Nefud-Wüste Feldforschung betrieb. Sie wurden mit dem OSL-Verfahren ("optisch stimulierte Lumineszenz") nachgewiesen, bei dem Lichtstrahlen auf Quarzkörner gerichtet werden und die Menge der von ihnen abgestrahlten Energie gemessen wird.

Hier ist ein Mensch aufgetreten.
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Auf diese Weise kam ein wahres Getümmel ans Licht. An der Fundstätte hat sich einst ein See befunden, und diese Wasserstelle lockte alle möglichen Spezies an, ob Kamele, Büffel oder Elefanten. Sie alle hinterließen Fußspuren, insgesamt hunderte. Und sieben davon schreiben Stewart und seine Kollegen mit großer Sicherheit Homo sapiens zu. Bei vier davon gehen die Forscher wegen ihrer ähnlichen Ausrichtung und zugleich unterschiedlichen Größe davon aus, dass sie von zwei bis drei Menschen stammen, die zusammen unterwegs waren.

Dass es sich um Exemplare des Homo sapiens handelte, leiten die Studienautoren daraus ab, dass Neandertaler nach bisherigem Forschungsstand nicht in dieser Region lebten. Außerdem schätzten die Forscher auf Grundlage der Fußspuren das Gewicht und die Statur der Urheber, was ebenfalls auf moderne Menschen hindeutete.

Der Fußabdruck eines Elefanten – inzwischen sind die grauen Riesen schon lange von der Arabischen Halbinsel verschwunden.
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Die Nefud-Wüste ist heute eine kahle und trockene Landschaft. Den Forschern zufolge war das Gebiet aber nicht immer derart lebensfeindlich: Auf dem Gebiet der im Zentrum des heutigen Saudi-Arabien liegenden Wüste habe es früher "ausgedehnte Graslandschaften mit permanenten Süßwasserseen und Flüssen" gegeben, sagt Koautor Richard Clark-Wilson.

Die Forscher vermuten, dass das Seeufer für die Menschen nur eine Zwischenstation auf einer längeren Reise gewesen sein dürfte. Sie leiten dies daraus ab, dass in der Region keinerlei Werkzeuge gefunden wurden, wie sie der damalige Homo sapiens verwendete. Die Funde sind damit ein weiteres Puzzlestück im großen und immer noch nicht vollständig klaren Bild, wie sich der Homo sapiens von Afrika aus in andere Teile der Erde ausbreitete. (red, APA, 18.9.2020)