Am Freitag wurde das Bestellungsdekret an den neuen MA-15-Leiter Jochen Haidvogel (Mitte) überreicht. Von links: Magistratsdirektor Erich Hechtner, Ursula Karnthaler, Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und Bürgermeister Michael Ludwig.

Foto: Jobst/PID

Wien – Inmitten der Corona-Pandemie und der laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) "größten Gesundheitskrise unserer Zeit" tauscht die Stadt Wien die Leitung des Gesundheitsdiensts (MA 15) aus. Jochen Haidvogel übernimmt die Position ab Montag interimistisch. Der 42-Jährige war seit Juni für die Steuerung und Koordination des Projekts "Medizinische Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19" der MA 15 zuständig. Organisatorisch gehörte er zur Magistratsdirektion – Organisation und Sicherheit (MD-OS).

Stellvertretende Dienststellenleiterin bleibt Ursula Karnthaler, die die Projektleiterin für medizinische Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus ist.

Die bisherige Leiterin der MA 15, Landessanitätsdirektorin Karin Spacek, wechselt in die MA 24 (Strategische Gesundheitsversorgung) und kümmert sich laut Magistratsdirektion um die "Entwicklung und Umsetzung einer umfassenden Impfstrategie der Stadt Wien". Spacek sei Generalbeauftragte für das Impfprogramm, zu dem ja im kommenden Jahr auch eine Corona-Impfung dazukommen könnte, wie ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) dem STANDARD sagte.

Die personelle Umbildung in der Corona-Krise wurde darauf zurückgeführt, dass die "Anforderungen enorm gestiegen sind". Karnthaler habe das Pandemiegeschehen übernommen, dazu komme mit Haidvogel die organisatorische Führung der Abteilung. Spacek könne sich auf das Impfprogramm konzentrieren. Landessanitätsdirektorin werde sie aber bleiben, wie es hieß.

150 zusätzliche Mitarbeiter im Gesundheitsdienst

Die MA 15 steht jedenfalls vor einer großen Aufstockung: Die Abteilung soll im Herbst zusätzlich 150 Personen bekommen. Die Hauptaufgaben werden das Erstellen von Bescheiden sowie die Beantwortung von Anfragen von Einrichtungen, Organisationen und Vereinen sein.

Auch Aufstockung bei Hotline 1450

Bei der Hotline 1450 wurden zuletzt wieder sehr lange Wartezeiten und unbeantwortete Anrufe massiv kritisiert: Hier sollen kommende Woche weitere 25 Mitarbeiter dazukommen. Insgesamt ist der Personalstand bei der Hotline laut Stadt Wien seit Jahresbeginn verzehnfacht worden.

500 Mitarbeiter zusätzlich für Contact-Tracing

Im Bereich Contact-Tracing werden rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neu engagiert. Diese kommen zu 100 bereits tätigen Mitarbeitern und jenen aus der MA 15, die ebenfalls in diesem Bereich mitwirken, dazu. Die Verträge von 380 Mitarbeitern, die von der Stadt für die Bewältigung der Corona-Krise befristet bis Jahresende eingestellt wurden, werden bis in das nächste Jahr hinein verlängert.

Der neue interimistische MA-15-Leiter Haidvogel wurde 2014 stellvertretender Dienststellenleiter der Berufsrettung. 2018 wechselte er in den Gesundheitsverbund (ehemals KAV) und betreute das Projekt der klinischen Inbetriebnahme des Krankenhauses Nord. Zudem war er Direktor des Pflegediensts im KH Floridsdorf sowie im KH Nord.

Neos kritisieren "panischen Personalwechsel"

Für die Wiener Neos ist der Wechsel der MA-15-Leitung ein "sichtbares Zeichen dafür, wie die Wiener Stadtregierung derzeit durch die Corona-Krise taumelt", wie Spitzenkandidat Christoph Wiederkehr meinte. "Der abrupte Führungswechsel im zentralen Corona-Management ist zu diesem kritischen Zeitpunkt völlig unverständlich." Wiederkehr kritisierte Hacker und sprach von einem "panischen Personalwechsel. So schaut kein professionelles Krisenmanagement aus." (David Krutzler, 18.9.2020)