Das Thema Integration zieht sich durch Fellhofers Berufsleben.

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Am Ende sorgte Integrationsministerin Susanne Raab für eine Überraschung: Wochenlang waren die Spekulationen geblüht, wer denn die neue Dokumentationsstelle für Politischen Islam leiten könnte. Elf Bewerbungen gab es – und noch mehr, die gern gefragt worden wären. Für die unabhängige Bestellungskommission schien jedoch eine Expertise aus dem eigenen Haus am besten geeignet. Geschäftsführerin der neuen Organisation, die sich wissenschaftlich mit der Gefahr, die vom politischen Islam ausgeht, auseinandersetzen soll, wird die 38-jährige Politologin Lisa Fellhofer.

Sie ist dem Thema Integration bereits seit mehr als einem Jahrzehnt verbunden: Nach einem Praktikum im Außenministerium stieß sie 2010 zum Integrationsfonds. Dort machte sie rasch Karriere, wurde bereits 2011 Leiterin des Teams Wissensmanagement und Internationales. Das passt zu der gebürtigen Linzerin: Fellhofer spricht fünf Sprachen, neben Deutsch noch Niederländisch, Englisch, Französisch und Spanisch. Vor ihrem Berufseinstieg half sie bei Radio Afrika TV in Wien mit.

Schlüsselerlebnis in Ägypten

Wissensmanagement scheint auch ein Leitmotiv ihrer Biografie zu sein: Nach den Studien der Romanistik und Politikwissenschaften an der Uni Wien (Magisterarbeit: Szenarioanalyse der Migrationsströme in Europa) folgten Ausbildungen an der Diplomatischen Akademie Wien und der Wirtschaftsuniversität.

Was sie geprägt hat? Beispielsweise eine Dienstreise nach Ägypten, die sie in jungen Jahren unternommen hat. Dort sprach sie mit einem Techniker, der sie sofort unterbrach – im Unterschied zu den männlichen Reiseteilnehmern, die englisch mit den Ägyptern sprachen, wurde sie, weil weiblich, dann übersetzt.

Ein wichtiges Anliegen ist ihr daher die Gleichberechtigung von Mann und Frau – ein Themengebiet, das in vielen Strömungen des politischen Islams für Zündstoff sorgt. Mit ihrem Schwerpunkt dürfte sie bei Raab auf offene Ohren stoßen – auch die Ministerin will ja die beiden Agenden Frauen und Integration in ihrer Amtsführung miteinander verbinden. Den großen Reiz des Integrationsthemas macht für Fellhofer die Frage aus, wie das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen gelingen könne. Es sei jedenfalls "eine große Ehre", die neue Dokumentationsstelle zu leiten. Sie will "auf Basis der Wissenschaft genauer hinsehen" und einen "wichtigen Beitrag zur Präventionsarbeit leisten". (Fabian Schmid, 18.9.2020)