Isabel Díaz Ayuso greift hart durch – zu spät, wie ihre Kritiker monieren.

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Nach tagelangem Hin und Her kommen jetzt strengere Anti-Covid-Auflagen auf erst einmal 13 Prozent der Bevölkerung von Madrid und Umland zu. Die spanische Hauptstadtregion ist mit Abstand das am schwersten von der zweiten Covid-Welle betroffene Gebiet in ganz Europa.

"Wir haben 37 Bereiche ausgemacht, in denen die Neuinfektionen sehr hoch sind", sagte die regionale Regierungschefin, Isabel Díaz Ayuso. Die Politikerin der konservativen Volkspartei (PP), die in Koalition mit den rechtsliberalen Ciudadanos und der Unterstützung der rechtsextremen Vox regiert, bezieht sich auf Gebiete, in denen der vergangenen 14 Tage mehr als 1.000 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gezählt wurden. In den 37 Gebieten leben 13 Prozent der insgesamt 6,6 Millionen Einwohner. Jedoch wurden hier 25 Prozent der Covid-Fälle der zweiten Phase ausgemacht.

Kritik an Politikerin

"Wenn wir keine Maßnahmen ergreifen, laufen wir Gefahr, dass diese Entwicklung auf ganz Madrid übergreift", erklärte Díaz Ayuso. Noch sei es an der Zeit, dies zu verhindern. Díaz Ayuso war in den vergangenen Tagen schwer in Kritik geraten, da sie trotz explodierender Infektionsquoten nichts unternahm. Selbst die Pressekonferenz, auf der die Maßnahmen bekanntgegeben wurden, war mehrmals verschoben worden.

Ab Montag würden die Bewohner der 37 Gebiete in ihrer Mobilität stark eingeschränkt. Nur wer zur Arbeit geht, zur Ausbildung oder unbedingt notwendige Behördengänge erledigen muss, darf seinen Stadtteil oder seinen Vorort verlassen. Ausserdem dürfen sich nur noch bis zu sechs Personen treffen. Die Ladenschlusszeiten und die Sperrstunde wird auf 22 Uhr festgelegt, Parks geschlossen, Lokale dürfen nur noch 50 Prozent ihrer Kapazität aufnehmen. Bei Beerdigungen können nicht mehr als 15 Personen anwesend sein.

Soziale Brennpunkte

Die 37 Areale liegen in sechs der 21 Distrikte der Hauptstadt und 11 Gebiete in den Vororten. Es sind alles sozial schwächere und dicht bevölkerte Gegenden. Die betroffenen mehr als 800.000 Menschen sollen in der kommenden Woche einen Covid-Test unterzogen werden. "Wir werden uns darauf konzentrieren, herauszufinden, wer die Infizierten sind, um sie und ihre gesamte Umgebung zu schützen", beteuerte Díaz Ayuso. Die Quarantäne werde strengstens überwacht. Es gehe darum, einen kompletten Lockdown wie im März, April und Mai zu verhindern, denn das wäre eine wirtschaftliche Katastrophe.

Am Montag wird der spanische Regierungspräsident Pedro Sánchez nach Madrid reisen, um mit Díaz Ayuso die Lage zu analysieren und eventuell noch strengere Maßnahmen abzustimmen. "Der Präsident kommt nicht, um uns zu beaufsichtigen, sondern um mit uns zusammenzuarbeiten", beteuerte Díaz Ayuso eiligst. (Reiner Wandler, 18.9.2020)