Mensch und Roboter werden in Zukunft wohl öfter zusammenarbeiten.

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Egal wohin sich die Digitalisierung entwickelt, Menschen und Roboter werden in Zukunft mehr miteinander zu tun haben, so viel steht fest. In der Fertigung sind Roboter schon seit Jahrzehnten Standard. Aber auch im Büro übernimmt künstliche Intelligenz immer mehr Aufgaben und trifft – etwa bei der Auswahl von Bewerbern – sogar Entscheidungen. Aber wie wirken Roboter eigentlich auf Menschen? Das untersucht gerade ein Forscherteam des Robopsychology Lab am Linz Institute of Technology.

Am Ars Electronica Festival feierten gleich mehrere Experimente ihre Premiere. Studienteilnehmer bekommen eine VR-Brille aufgesetzt und finden sich in einer virtuellen Industriehalle wieder, wo das fiktive Unternehmen Rubberduck Inc, Weltmarktführer im Gummienten-Bereich, seine Produkte herstellt. Der Spieler und ein Roboterarm arbeiten beim Färben und Verpacken der Gummienten zusammen – und müssen die Tiere auch von Fluchtversuchen abhalten. Dabei gilt es zu erraten, welche Ente der Arm als nächstes Greifen will. Die Forscher variieren dabei die nonverbalen Kommunikationssignale des Roboters bei jedem Spiel und analysieren anschließend die Reaktionen der Probanden.

Kollaborative Robotik ist ein Trendthema

"Das Szenario ist nicht völlig aus der Luft gegriffen", sagt Martina Mara, Professorin für Roboterpsychologie und Leiterin des Labs. Bei Robotern würden viele an Sci-Fi-Androiden denken, die bisher eher nur als Jahrmarktattraktion taugen. Bei "Cobot Studio VR", wie das Forschungs-Game heißt, sei die Situation hingegen realitätsnäher. Schon jetzt würden etwa in der Autofertigung Menschen und Roboter zusammenarbeiten. "Kollaborative Robotik ist ein Trendthema in der Industrie", sagt Mara.

Martina Mara zu Gast im "Podcast Edition Zukunft" im Juli 2019.

So wie unter menschlichen Kollegen braucht es aber Vertrauen, um gut zusammenzuarbeiten. Projekte, die versuchen, dass Roboter Menschen besser verstehen können, gibt es bereits viele, die umgekehrte Richtung ist laut Mara aber ein minderuntersuchter Bereich. "Vorhersehbarkeit und Einschätzen-können eines Partners sind aber grundlegende Faktoren für die Vertrauensbildung", so die Roboterpsychologin. Beides werde in der spielerischen Studie untersucht.

In "Serum 13" müssen Studienteilnehmer den Ausweg aus einem Biotech-Labor finden.
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Vertrauen richtig kalibrieren

In "Serum 13 VR", einem anderen Spiel, geht es darum, ein rettendes Serum für die bedrohten Kreaturen der mystischen Inselwelt Xiranda herzustellen. Mithilfe der VR-Brille bewegen sich die Spieler durch ein fiktives Biotech-Labor, in dem man Röntgenbilder auslesen, Proteine richtig verbinden und am Ende den einzig sicheren Weg aus dem Gebäude finden muss. Eine künstliche Intelligenz gibt dabei Tipps und Empfehlungen, die allerdings nicht immer korrekt sind. Der Spieler muss immer wieder aus dem Bauch entscheiden: Vertraue ich der KI? Oder verlasse ich mich lieber nur auf mich selbst?

Auch diese Situation ist nicht komplett realitätsfern: Bereits jetzt gibt es Systeme, die Röntgenbilder analysieren und Ärzten Diagnosevorschläge machen. Wie sehr Mediziner ihren algorithmischen Kollegen vertrauen, ist eine heikle Fragen. Dabei zu helfen, Systeme zu erschaffen, denen Menschen immer vertrauen, sei aber ohnehin nicht Ziel der Forschungsarbeiten. "Ich glaube, das Vertrauen zwischen Mensch und Maschine muss richtig kalibriert werden", sagt Mara. (pp, 19.9.2020)