Sind es die Jungen, weil sie Probleme haben, ins Berufsleben einzusteigen? Sind es Ältere, weil sie sich in Krisenzeiten schneller am Abstellgleis finden? Welche Gruppe die Folgen der Corona-Pandemie wirtschaftlich am meisten spürt, lässt sich gar nicht so leicht sagen.

Dass die Krise in ganz Österreich unmittelbar zu Einkommensverlusten führt, liegt auf der Hand. Viele Menschen haben ihren Job bereits verloren, anderen steht dieses Schicksal noch bevor, tausende Arbeitnehmer sind seit Monaten in Kurzarbeit, Jüngeren fehlt es an Praktikumsplätzen und damit an einer Schiene für den Berufseinstieg. Der wirtschaftsliberale Thinktank Agenda Austria hat im August Zahlenspiele angestellt, die die Langzeitfolgen für Junge allein aus den titelgebenden Gründen "Corona-Lockdown in Schulen und Bildungsverlust" in erschreckenden Größen zusammenfassen. Schätzungen zufolge führe der Verlust eines Schuljahres – je nach Schulform – in der späteren Erwerbskarriere zu Einbußen im Jahreseinkommen von mehr als 1.500 Euro brutto. Rechnete man diesen Verlust auf die gesamte Volkswirtschaft hoch, so entstehe durch den Corona-Lockdown ein Einkommensverlust von mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr, lautet die Agenda-Rechnung.

Corona liegt bleischwer in der Luft. Grundlegend pessimistisch sind viele Österreicher, zumindest was ihre finanzielle Lage betrifft, nicht. Junge sehen sich zunehmend unter Druck. Fast ein Viertel der Klientel der Schuldenberatungen ist übrigens 30 Jahre oder jünger. Sie haben also schon in jungen Jahren so viele Schulden angehäuft, dass sie Schwierigkeiten bei der Rückzahlung haben. 12,8 Prozent aller Privatkonkurseröffnungen 2019 betrafen unter 30-Jährige.
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Die Jungen fühlen sich aber jetzt schon zunehmend finanziell in die Enge getrieben. Zumindest legen das die Ergebnisse einer neuen repräsentativen Umfrage nahe. In der Studie "Liquidität 50 plus" geben zwar 63 Prozent der unter 30-Jährigen zu Protokoll, mit der eigenen finanziellen Situation zufrieden zu sein, der Anteil ist aber deutlich gesunken. Im Vorjahr waren es noch mehr als 80 Prozent.

Im Auftrag der Teambank ermittelte das Gallup-Institut zum fünften Mal unter tausend Österreichern und Österreicherinnen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren, wie es um Liquidität und Ausgabeverhalten bestellt ist. Das sogenannte Liquiditätsbarometer, das analog zum wichtigen Ifo-Geschäftsklimaindex sowohl die derzeitige Lage als auch die künftige Erwartung berücksichtigt, zeigt damit einige besorgniserregende Ausreißer.

Just die Altersgruppe der unter 30-Jährigen ist jene, die für Bewegung in der Studie sorgt. Denn insgesamt ist beim Liquiditätsindex 2020 mit 28,6 Punkten zwar eine leichte Abschwächung um 3,38 Punkte gegenüber dem Vorjahr zu beobachten, trotzdem ist die Stimmung recht stabil: Rund acht von zehn Österreichern schätzen ihre finanzielle Lage immer noch als gut bis sehr gut ein. Die Hälfte der Befragten – darunter vor allem Jüngere – rechnet damit, dass sich die eigene finanzielle Situation innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre bessern wird. Grundlegender Pessimismus sieht anders aus.

Leichter Abwärtstrend

Doch während der Index für die Generation 50 plus seit zwei Jahren in einem leichten Abwärtstrend ist, sind die Jüngeren erst seit heuer deutlich unzufriedener mit ihrer finanziellen Situation. Nur zehn Prozent gibt an, rundum zufrieden zu sein, bei den über 50-Jährigen sind das immerhin 17 Prozent.

Die Befragung fand im Februar und März 2020 statt, als Corona noch nicht ganz so dauerhaft und bleischwer über Österreich lag. Gut möglich, dass sich die Einschätzung mancher noch eingetrübt hat. Da war auch von anhaltender Konsumfreude die Rede. Über mögliche Ausgabenreduktion hat man sich aber Gedanken gemacht. Wären die Österreicher gezwungen, ihre Ausgaben zu kürzen, würden die über 50-Jährigen in erster Linie bei Kleidern, Schuhen oder Reisen ansetzen. Die unter 30-Jährigen würden indes eher Ausgaben für Streaming-Dienste und Mobilfunk einschränken.

Zumindest theoretisch meldet sich beim Konsum auch das grüne Gewissen. Würden Umwelt und Klima geschont, wären viele bereit, mehr Geld auszugeben: Für Bio-Lebensmittel (55 Prozent), Flugreisen (50 Prozent) oder Ökostrom (49 Prozent) steigt die Zahlungsbereitschaft. Knapp 90 Prozent sind allerdings der Ansicht, dass auch die Unternehmen ihren Öko-Beitrag leisten müssen. (Regina Bruckner, 21.9.2020)