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Katarina Witt hat immer noch quasi exklusive News mit Ost-Touch zu bieten.
Foto: dpa-Zentralbild/Hendrik Schmidt

"Katarina zu sein ist ein Volljob!" Kein Wunder, dass Katarina Witt dies so sieht. Zu ihrem 50er vor vier Jahren stand sie zuletzt im Mittelpunkt einer großen TV-Doku, und nun gibt es schon die nächste. Der Film wurde im Cine-Star-Kino in Chemnitz präsentiert, er läuft am Mittwoch auf Arte und am 3. Oktober in der ARD. Titel: "Katarina Witt – Weltstar aus der DDR". Surprise, surprise!

Wer an Witt denkt, denkt an die Deutsche Demokratische Republik, und wer an die DDR denkt, denkt an Witt. So hatte die einst weltbeste Eiskunstläuferin denn auch in Chemnitz eine, nun ja, exklusive Neuigkeit mit Ost-Touch zu bieten. Sie sei, sagte sie, immer noch mit ihrem DDR-Führerschein unterwegs. Huch! "Mich hat noch niemand angehalten." Noch einmal huch! Als wären DDR-Führerscheine im vereinigten Deutschland nicht mehr gültig – sind sie sehr wohl.

Liebkind der Staatsführung

Als 16-Jährige war Witt 1982 international aufgetaucht, da musste sie sich bei der EM noch der Wienerin Claudia Kristofics-Binder geschlagen geben. Ab 1983 war sie fast unschlagbar, 1984 und 1988 Olympiasiegerin, zudem viermal Welt- und sechsmal Europameisterin. 1988 in Calgary lief sie wie die US-Amerikanerin Debi Thomas zu Bizets berühmtester Melodie. Witt siegte im "Kampf der Carmens", verteidigte als erste Kunstläuferin nach dem Krieg Olympiagold.

Trainiert von der legendären Jutta Müller, wurde sie zum Liebkind der Staatsführung. "Schönstes Gesicht des Sozialismus", noch ein Titel. Sie diente Erich Honecker als Botschafterin der DDR, fühlte sich in der Rolle gar nicht unwohl. Witt war "von diesem Staat überzeugt", wie sie 2001 dem "Spiegel" sagte. Sie wurde von der Stasi überwacht, ihre Wohnung verwanzt, ihr Telefon abgehört. Doch sie genoss auch staatliche Zuwendungen etwa in Form eines Geschirrspülers oder Reiseprivilegien.

Nach ihrer Amateurkarriere tourte Witt zehn Jahre lang in großen Eisshows durch Nordamerika. Als Zweite nach Marilyn Monroe schaffte sie es, dass eine "Playboy"-Ausgabe (1998) weltweit ausverkauft war. Sie hatte Gastauftritte in etlichen Filmen, etwa in "Ronin" mit Jean Reno und Robert De Niro. Seit 2005 hilft sie mit einer Stiftung benachteiligten Kindern. Sie selbst ist kinderlos, nicht verheiratet, sie lebt in Berlin.

Übrigens: Den Führerschein, auf den sie jetzt so stolz ist, hat sie einmal wegen zu flotten Fahrens verloren und erst auf Intervention der Obrigkeit zurückerhalten. Danke, DDR. (Fritz Neumann, 21.9.2020)