Frankfurt – Die AUA-Mutter Lufthansa verschärft wegen der nicht nachlassenden Corona-Krise ihren Sparkurs. 150 statt wie bisher gedacht 100 Flugzeuge werden nicht mehr eingesetzt, erklärte das Unternehmen am Montag. Grund sei die deutlich langsamere Erholung des Luftverkehrs. Bei der AUA kommen aber keine Maßnahmen zum schon bekannten Sparpaket hinzu.

Die Flotte der Lufthansa und anderer Airlines des Konzerns soll bis zum für Mitte des Jahrzehnts erwarteten Ende der Krise um 150 auf rund 610 Flugzeuge schrumpfen. Mit der Verkleinerung plant Vorstandschef Carsten Spohr einen zusätzlichen Stellenabbau, um die Kosten zu senken. Demnach sind mehr als die bisher angekündigten 22.000 Vollzeitstellen gefährdet – wie viele, ließ die Lufthansa offen.

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Statt 100 sollen 150 Flugzeuge der Lufthansa-Flotte abgebaut werden.
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Aktien eingebrochen

An der Börse brachen die Aktien der Lufthansa, die mit neun Milliarden Euro Kredit ihrer vier Heimatländer und einer 20-prozentigen Beteiligung des deutschen Staates vor der Pleite gerettet werden musste, um acht Prozent ein. Reisetitel standen schon vorher wegen wachsender Sorge über einen zweiten Lockdown in manchen Ländern unter Druck.

"Die Aussichten für den internationalen Luftverkehr haben sich in den vergangenen Wochen deutlich eingetrübt", erklärte die Lufthansa. Der Passagierluftverkehr hat sich von der Pandemie bisher kaum erholt. Der internationale Luftfahrtverband IATA rechnet für Europa mit einem Rückgang der Passagierzahlen in diese Jahr um 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Rund sieben Millionen Arbeitsplätze in Luftfahrt und Tourismus drohen wegzufallen.

Nach einer leichten Belebung im Sommer sind die Buchungszahlen auch bei der Lufthansa seit September wieder gesunken, weil mit steigenden Infektionszahlen in Europa wieder mehr Reisewarnungen und Quarantäneauflagen verhängt wurden. Im vierten Quartal erwartet die Airline-Gruppe, bei Passagierflügen nur noch 20 bis 30 Prozent des Vorjahresangebots in die Luft zu bringen und nicht länger 50 Prozent.

A380 vor Ausmusterung

Aus dem Betrieb genommen werden spritfressende Langstreckenflugzeuge mit vier Triebwerken. Alle 14 Exemplare des Großraumjets Airbus A380 bleiben am Boden. Dabei werden acht von ihnen ebenso wie zehn A340-600 in einen "Langzeitparkmodus" gestellt. "Diese Flugzeuge würden nur im Falle einer unerwartet schnellen Markterholung wieder reaktiviert werden können", erklärte die Airline.

Wie viele Arbeitsplätze zusätzlich bedroht sind, ist unklar. Vorstandschef Spohr hatte vergangene Woche in einer Mitarbeiterversammlung von einem Personalüberhang von einem Fünftel der Belegschaft gesprochen, bezogen auf das Vorkrisenniveau. Es dürften einige Tausend mehr als die bisher genannten rund 26.000, häufig in Teilzeit beschäftigten Personen betroffen sein. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sank im zweiten Quartal allerdings schon von 137.000 auf gut 129.000, vor allem durch Personalabbau beim Catering im Ausland.

Vorstandschef Carsten Spohr lässt offen, wie viele Stellen zur Kosteneinsparung wirklich bedroht sind.
Foto: EPA/OLIVER ROESLER

Viertgrößte Airline bleiben

Ziel der Einsparungen ist es, die Mittelabflüsse von derzeit 500 Millionen Euro im Monat auf 400 Millionen zu drücken und im Lauf des nächsten Jahres wieder Geld in die Kasse zu bekommen, erklärte der Vorstand. Die Flottenverkleinerung führe im dritten Quartal zu einer Wertberichtigung um bis zu 1,1 Milliarden Euro.

Die Lufthansa will ihren Platz als viertgrößte Airline-Gruppe der Welt, bemessen an Umsatz und Flottengröße, über die Krise retten. Die bisher stark von lukrativen Geschäftsreisen abhängige Airline-Gruppe muss sich dafür stärker auf das weniger profitable Geschäft mit Privatreisen und Ferienflügen verlegen und noch härter mit der Billigflug-Konkurrenz von Ryanair oder Easyjet kämpfen. Dafür hat sie die neue Gesellschaft Ocean gegründet, die ab 2021 mit den ersten Langstreckenflugzeugen an den Start gehen soll. Das Flugpersonal soll aber deutlich weniger als bei der Kernmarke Lufthansa verdienen – dagegen stemmen sich die Vereinigung Cockpit und Verdi. (Reuters, red, 21.9.2020)