US-Präsident Donald Trump hat bei einem Wahlkampfauftritt darüber spekuliert, seinen Kontrahenten um die Präsidentschaft per Erlass vom Weißen Haus fernzuhalten. Joe Biden sei der Dümmste aller Kandidaten: "Vielleicht unterzeichne ich einen Erlass, dass er nicht Präsident werden kann", sagte Trump unter dem Gelächter des Publikums. Die Menschen würden Biden nur wählen, weil er ihnen leidtue, erklärte Trump: "Mir tut er auch leid."

Man sehe, in welchem Zustand Biden sei, man könne ihn nicht zum Präsidenten machen. Der Demokrat sei der schlechteste Kandidat in der Geschichte der US-Präsidentenwahlen. Der Amtsinhaber behauptete auch, dass sein Herausforderer für den Wahlkampf fitgespritzt werde: "Sie geben ihm eine große fette Spritze in den Hintern, und für zwei Stunden geht es ihm besser als je zuvor. Das Problem ist, was passiert danach?" Trump kündigte an, er werde bei der ersten Debatte der Kandidaten am 29. September auf Fox News einen Drogentest verlangen. "Wenn ich gegen ihn verlieren würde, weiß ich nicht, was ich tun werde", sagte Trump. "Ich werde nie wieder zu euch sprechen, ihr werdet mich nie wieder sehen."

Trump mag Frauen lieber als Männer

Der Präsident hatte am Samstag auch angekündigt, dass eine Frau der verstorbenen Höchstrichterin Ruth Bader Ginsburg nachfolgen solle. Seine Nominierung werde eine Frau sein: "Ich denke, es sollte eine Frau sein, weil ich Frauen viel lieber mag als Männer." Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Ohio sagte Trump am Montag, er habe fünf Frauen in die engere Wahl gezogen. Der Senat solle noch vor dem Wahltermin am 3. November der Nominierung zustimmen.

Donald Trump, Frauenfreund.
Foto: AFP/Loeb

In der Debatte über die Postennachbesetzung spekulierte Trump am Montag, dass die Demokraten den kolportierten letzten Wunsch der Langzeithöchstrichterin gefälscht haben. Ginsburg soll kurz vor ihrem Tod erklärt haben, ihr "inbrünstiger Wunsch ist, dass ich nicht ersetzt werde, bis ein neuer Präsident im Amt ist". Trump erklärte nun, er könne nicht wissen, ob Ginsburg das tatsächlich gesagt habe oder ob die Aussage von den führenden Demokraten im Kongress stamme. Er glaube eher Zweiteres, sagte der Präsident.

Überraschend hoher Zuspruch bei Homosexuellen

Auf Twitter freute sich Trump über eine Umfrage, wonach 45 Prozent der schwulen US-Amerikaner bei der Wahl im November für ihn stimmen wollen. "Großartig", postete der Präsident. Die Umfrage wurde vom Homosexuellennetzwerk Hornet weltweit durchgeführt. Von zehntausend Teilnehmern erklärten 66 Prozent Biden zu ihrem Favoriten, nur 34 Prozent sprachen sich für Trump aus. Doch bei den 1.200 teilnehmenden US-Amerikanern schmolz der Vorsprung des Kandidaten der Demokraten auf sechs Prozentpunkte, Trump erreichte 45 Prozent, während Biden nur noch auf 51 Prozent kam.

Homosexuelle zählen üblicherweise verlässlich zur Wählerschaft der Demokraten. Nachwahlbefragungen zeigten im Jahr 2016, dass nur 14 Prozent Trump ihre Stimme gaben, während 78 Prozent damals für Hillary Clinton stimmten.

Einer am Montag veröffentlichten Reuters/Ipsos-Umfrage zufolge liegt Biden in zwei umkämpften Bundesstaaten vor Trump. Während der Kandidat der Demokraten in Wisconsin mit 48 zu 43 Prozent führt, liegt er in Pennsylvania mit 49 zu 46 Prozent knapper vorne. In den kommenden Tagen sollen Umfrageergebnisse aus Michigan, Florida, Arizona und North Carolina bekanntgegeben werden. Gewählt wird am 3. November.

Barr will demokratischen Städten Bundesmittel streichen

Unterdessen kündigte Justizminister William Barr an, einigen Städten Bundesmittel zu streichen. New York, Seattle und Portland hatten nach Ansicht der Regierung während der Ausschreitungen im Rahmen der Black-Lives-Matter-Proteste zu wenig Einsatz gezeigt. Barr sagte am Montag, die Regierung könne nicht erlauben, dass Steuergeld verschwendet werde, wenn die Sicherheit der Einwohner nicht gewährleistet werde. Die – allesamt der Demokratischen Partei zugehörigen – Bürgermeister der betroffenen Städte hätten das Eingreifen der Bundespolizei verweigert und Anarchie und Gewalt auf den Straßen geduldet. Bei der Protestwelle nach dem Tod eines Schwarzen bei einem Polizeieinsatz war es zu gewalttätigen Ausschreitungen und Plünderungen gekommen. Mehrere Menschen kamen dabei ums Leben. (Michael Vosatka, 22.9.2020)