Der Humanenergetiker Ali Alishahi aus Gramatneusiedl ist da recht salopp und hemdsärmelig. Er bietet auf seiner Webseite eine ungewöhnliche Wette an: "Wählen Sie 30 Krebspatienten mit verschiedenen Krebsarten aus, für die die klassische Medizin nichts mehr tun kann, und überlassen Sie sie uns zur kostenlosen Behandlung.

Für Alishahi geht es um alles, wenn es nach ihm ginge. Er schlägt ernsthaft vor: "Sollte unsere Behandlung keine Wirkung zeigen, werden wir unser Institut trotz zwanzig Jahre intensivster Forschungsarbeit und mehrerer Millionen Euro Investition umgehend schließen. Wenn jedoch mindestens 50 Prozent von ihnen durch unsere Therapie genesen werden, werden Sie sich demgegenüber verpflichten, den Standard zuzusperren."

Die Wette - Alishahi nennt sie "Die große Herausforderung mit der Standard Zeitung" - richtet sich an den Standard, das Schreiben geht per offenem Brief aber auch an eine Reihe anderer Medien in Österreich sowie an den Bundespräsidenten. Alexander Van der Bellen ist "als Beobachter" zu dem Feldexperiment mit Schwerkranken geladen. Der Grund für die Wette ist mein Blogbeitrag "Krebstherapie" in der energetisierten Schwitzhütte", der vor kurzem erschienen ist. 

Der Beitrag thematisierte die Heilungsversprechen in "Vadelayman Ali Human Balancing Center." In der - laut Eigendefinition "Tagesklinik" - in der keine Ärzte tätig sind, wird Krebskranken schon einmal eine "Therapie" um 25.000 Euro angeboten. Das ist ein respektabler Betrag. Meinen Beitrag, der derlei Angebote thematisierte, nennt Alishahi "despektierlich". 

Nicht einmal die Füße darf Herr Alishahi aus gewerblichen Gründen massieren.
Foto: Christian Fischer

Dazu darf man sich ein paar Anmerkungen erlauben

  1. Weder "wir" noch irgendjemand in diesem Land "überlassen" einem Humanenergetiker 30 Krebspatienten, damit dieser mit denen in einer absurden "Therapiekapsel" zum Zweck einer Wette experimentieren kann. 
  2. Herr Alishahi ist nicht befugt, jemanden zu behandeln oder therapieren. Auch wenn er in einem Youtube-Video vollmundig verkündet, schon 7.000 Personen behandelt zu haben. Ob die Angebote Alishahis den Tatbestand der "Kurpfuscherei" erfüllen, darüber urteilt hoffentlich demnächst die Justiz.
  3. Als Humanergetiker darf Alishahi maximal ein Pendel über meinen Kopf halten, meine KfZ-Nummerntafel mit der Kunst der Numerologie auslesen oder mich bei der Auswahl eines Engels-Sprays beraten. Und das alles darf er nur dazu, um mir eine gutes Gefühl zu geben und um meine energetischen Vibes zu aktivieren. 

Herr Alishahi darf - aus gewerberechtlichen Gründen - jemandem nicht einmal die Füße massieren. (Christian Kreil, 24.9.2020)

Hinweis: Die Stiftung Gurutest sucht für das Buchprojekt "Fauler Zauber" (Arbeitstitel) Fallbeispiele für "alternativmedizinische" Fehlbehandlungen und zu deren Folgen: Fälle, in denen echte Therapien verzögert oder verweigert wurden zu Gunsten von Humbug und Scharlatanerie. Selbstverständlich können sich sowohl Informanten als auch Opfer auf 100-prozentige Diskretion verlassen. Kontakt unter: gurutest@klartext-kreil.at

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