Kuka und andere Mitglieder einer Künstlergruppe waren im August im Sudan festgenommen worden, während sie ein Theaterstück übten.

Foto: hajooj kuka / RWD / Internationalen Filmfestspiele Berlin

Khartum/Berlin – Menschenrechtler haben die Inhaftierung des sudanesischen Filmemachers Hajooj Kuka und anderer Künstler scharf verurteilt. "Der Fall entlarvt ernsthafte Probleme in Sudans Rechtssystem, Strafrechtssystem und Justizwesen", kritisierte Human Rights Watch (HRW) am späten Montagabend. Die Organisation forderte, dass die Anklage fallengelassen wird. Auch die Berlinale hatte sich dem Protest gegen die Inhaftierung der Künstler angeschlossen.

"Wir fordern von den sudanesischen Behörden die unverzügliche Freilassung", hieß es von dem Filmfestival. Kuka ("Beats of the Antonov", "aKasha") ist Mitglied der Oscar-Akademie. 2014 gewann er den Publikumspreis beim Filmfestival in Toronto, das sich kürzlich schon mit ihm solidarisiert hatte. Bei der Berlinale war Kuka Gast der Nachwuchsreihe.

"Störung des öffentlichen Friedens"

Kuka und andere Mitglieder einer Künstlergruppe waren im August im Sudan festgenommen worden, während sie ein Theaterstück übten. HRW zufolge beschwerten sich Nachbarn über den Lärm, und einer griff ein Mitglied der Truppe an. Die Polizei habe daraufhin zehn Künstler festgenommen. Demnach wurden vergangene Woche fünf Künstler von einem Gericht unter anderem wegen Störung des öffentlichen Friedens zu zwei Monaten Haft und einer Strafe von 5.000 sudanesischen Pfund (etwa 77 Euro) verurteilt.

Die Polizei, Staatsanwälte und Richter würden immer noch so agieren wie unter dem ehemaligen Präsidenten Omar al-Baschir, kritisierte HRW. Die Organisation forderte, dass vage Vorwürfe wie die "Störung des öffentlichen Friedens" nicht mehr genutzt werden dürften, um Meinungs- und Versammlungsfreiheiten einzuschränken. Al-Baschir war knapp 30 Jahre an der Macht und regierte das Land im Nordosten Afrikas mit harter Hand. Der Staatschef wurde im April 2019 gestürzt, derzeit ist eine Übergangsregierung an der Macht. (APA, 22.9.2020)