Das inoffizielle GTI-Herbsttreffen im Kärntner Zentralraum lockte am Wochenende tausende Teilnehmer an.

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Klagenfurt – Das Land Kärnten hat nach den Auswüchsen der vergangenen Tage offenbar endgültig genug von den GTI-Fans. Am Dienstag beschloss die Landesregierung eine Resolution an die Bundesregierung, in der man mehr rechtliche Möglichkeiten fordert, um gegen Auswüchse wie "Gummi, Gummi" vorzugehen. Auch der Tourismusverband Finkenstein protestiert und will Maßnahmen ergreifen.

Er habe solche anarchischen Zustände noch nie erlebt, "die Gastfreundschaft Kärntens ist im wahrsten Sinn des Wortes mit Füßen getreten worden", sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) angesichts der chaotischen Zustände in der Nacht auf Sonntag aufgrund des inoffiziellen GTI-Treffens in Kärnten. Von Autofans regelrecht überschwemmt wurde die Region rund um den Faaker See und den Wörthersee sowie das Keutschacher Seental, Teile von Klagenfurt und Villach. Dass das Herbsttreffen heuer so heftig ausfiel, dürfte damit zusammenhängen, dass das offizielle GTI-Treffen im Frühjahr abgesagt worden war. Laut Polizei mussten mehrere Straßen wegen Überlastung gesperrt werden. In den vergangenen Tagen wurden mehrere hundert Organmandate ausgestellt, es gab rund 100 Kennzeichenabnahmen und unzählige Anrainerbeschwerden.

Einige Videos zeigen, wie am Straßenrand ohne Corona-Sicherheitsabstände gefeiert wurde.
Draustädter

Man habe daher eine Resolution beschlossen, die man schon vor zwei Jahren an den damaligen Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) gerichtet habe, sagte Kaiser. Diese sei damals wirkungslos geblieben, nun sehe man hingegen eine hohe Bereitschaft, Veränderungen einzuleiten.

Verkehrslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) meinte, man werde sich gegen jene wehren, die das Land als Rennstrecke oder als "Gummi-Gummi-Ballermann" missbrauchen und die Bevölkerung gefährden würden. "Das hat nichts mehr mit Tourismus zu tun, und schon gar nicht mit dem Tourismus, den wir entwickeln wollen." Schuschnig fordert höhere Strafen, aber auch die Möglichkeit, die Kennzeichen für mehrere Tage zu entziehen, auch Führerscheinabnahmen zu ermöglichen – und im Extremfall die Beschlagnahme von Fahrzeugen. Er ortet einen Sinneswandel auch bei den Touristikern: Jene, die davon besonders profitieren würden, seien immer mehr in der Unterzahl.

"Es reicht!"

Widerstand kommt auch vom Tourismusverband Faaker See. Michaela Tiefenbacher, Vorsitzende des Tourismusverbands Finkenstein am Faaker See, stellte am Montagabend fest: "Nach diesem Wochenende ist für mich klar: Es reicht! Es kann nicht sein, dass naturliebende Gäste abreisen, weil sie in unserer Region nicht das vorfinden, was wir das ganze Jahr über bewerben." Die Situation spalte die Unternehmen, die sich rechtfertigen müssten, warum sie diese Gäste beherbergen.

Der Tourismusverband habe ein Konzept in der Schublade, das die Situation am Faaker See maßgeblich verändern würde. Die Idee sei, eine Situation zu schaffen, die im Vorfeld eine klare Botschaft an die Gäste sende: "Wir sind keine Urlaubsdestination für Motorsport. Bei uns ist kein Platz für Straßenrennen, Gummi, Gummi und so weiter. Wir wollen unsere Natur und unseren Lebensraum erhalten, für uns selbst und für unsere Gäste." Das Konzept will Tiefenbacher am Donnerstag der Öffentlichkeit präsentieren. Man dürfe nicht warten, bis das nächste Treffen angesagt sei, sondern müsse jetzt handeln.

Fahrzeughalter ausgeforscht

Nach einer wilden Drift-Aktion im Rahmen des illegalen GTI-Treffens am Wochenende in Kärnten hat die Polizei nun die Lenker der beiden beteiligten Fahrzeuge ausgeforscht. Wie die Polizei am Dienstag in einer Aussendung mitteilte, hatte sich der Vorfall am Samstag auf einem Parkplatz an der Villacher Alpenstraße, die durch ein Naturschutzgebiet führt, ereignet. Ein Autolenker driftete mit seinem Fahrzeug um ein stehendes Auto, das nach einiger Zeit "Gummi" gab.

Nachdem ein Video dieses Vorfalls im Internet aufgetaucht war, ermittelte das Verkehrsreferat des Stadtpolizeikommandos Villach. Sowohl der Halter des driftenden Fahrzeuges als auch der Halter des stehenden Autos wurden ausgeforscht, beide kommen aus Wien. Die Polizei kündigte weitere Einvernahmen an, der Strafrahmen liegt bei bis zu 5.000 Euro. (APA, red, 22.9.2020)