Michael Matzenbergers "frühe, trotz allgemeiner Katastrophenstimmung unaufgeregte Analyse war eine wesentliche Grundlage für später differenziertere Berichterstattung zur Corona-Entwicklung", erklärt das Medienhaus Wien seine diesjährige Wahl.

Foto: Matthias Cremer

Michael Matzenberger, leitender Datenjournalist des STANDARD, erhält den diesjährigen Walther-Rode-Preis des Medienhauses Wien. Die Forschungsgesellschaft würdigt frühe und profunde analytische Beiträge Matzenbergers zum Verständnis von Daten während der Corona-Krise.

"Trotz Katastrophenstimmung unaufgeregte Analyse"

"Schon in den ersten Tagen des Corona-Lockdowns wurden in Österreich von Behörden und Politik stetig neue Daten zur Pandemie-Entwicklung kommuniziert und von Medien möglichst rasch, aber nur selten kritisch einordnend, auf allen Kanälen publiziert", erklärt das Medienhaus Wien seine diesjährige Auszeichnung an Matzenberger, 40, Chef vom Dienst und Leiter des Data Journalism/Interactive-Teams des STANDARD: "Bereits am 4. April 2020 erläuterte dann eine detailreiche Analyse von Michael Matzenberger in DER STANDARD, Print und Online, welche eklatanten Verständnisfehler diese Datenflut produziert und warum die Regierung selbst nur spekulieren kann, wenn sie täglich neue Covid-19-Grafiken präsentiert. Diese frühe, trotz allgemeiner Katastrophenstimmung unaufgeregte Analyse war eine wesentliche Grundlage für später differenziertere Berichterstattung zur Corona-Entwicklung – nicht nur im STANDARD."

"Guter Datenjournalismus ist viel mehr als schnelle, schöne Visualisierung von Zahlen, sondern erfordert profunde journalistische Faktenrecherche, Einordnung der Ergebniszahlen, selbstkritische Kontrolle der Vermittlungsleistung für ein breites Publikum. Das ist Matzenberger und dem STANDARD in einer für Journalismus besonders fordernden Periode sehr rasch sehr gut gelungen", begründet Medienhaus-Wien-Geschäftsführer Andy Kaltenbrunner die Jury-Entscheidung.

Für "qualitätsvollen, von tagespolitischem Opportunismus unbeeinflussten Journalismus"

Der von der Forschungsgesellschaft Medienhaus Wien mit 3.000 Euro dotierte Preis wird am 11. November verliehen. Er wird für "qualitätsvollen und vom tagespolitischen Opportunismus unbeeinflussten Journalismus" verliehen, im Andenken an den österreichischen Rechtsanwalt und Publizisten Walther Rode (1876–1934), dem ab 1928 ein weiteres Arbeiten in Österreich unmöglich war und dessen Bücher und Schriften im Faschismus verboten wurden.

Die Jury bilden die Medienhaus-Gründungsgesellschafter und -gesellschafterinnen Andy Kaltenbrunner, Matthias Karmasin, Daniela Kraus, Alfred J. Noll und Astrid Zimmermann sowie die Forschungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Preisträgerinnen und Preisträger waren zuletzt 2019 das ORF-Ibiza-Team Tobias Pötzelsberger, Simone Stribl, Patrick Swanson und Michael Westhoff sowie 2018 Michael Pammesberger ("Kurier"). (red, 23.9.2020)