Anke Engelke in "Das letzte Wort" als trauernde Witwe.

Screenshot: Youtube/Netflix

Er ist der "beschissenste Scheißvater dieser scheißverschissenen Scheißwelt", der da plötzlich im Esszimmer zusammenbricht und stirbt. Diese letzten Worte – gerichtet an seinen Vater Stefan – werden dem pubertierenden Tonio noch leidtun. Aber wer konnte schon ahnen, dass Papa einen solch schnellen Abgang hinlegt? Auch Mama Karla hatte freilich keine Ahnung. Vor allem nicht von Stefans Doppelleben, das nach seinem plötzlichen Tod ans Tageslicht kommt.

In Das letzte Wort – die sechsteilige deutsche Miniserie ist seit kurzem auf Netflix abrufbar – spielt Anke Engelke die trauernde Witwe, die nicht nur mit dem Verlust ihres Mannes, sondern vor allem mit dessen jahrelangen Lügen zurechtkommen muss. Die salbungsvollen Gedichte aus dem Trauerkatalog ärgern sie, sie passen so gar nicht zum Leben des Verstorbenen.

Trailer zu "Das letzte Wort".
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Kurzerhand übernimmt sie bei der Bestattung die Regie und hält eine Rede, die sich gewaschen hat. Ehrlich und schonungslos geht es da zur Sache. Danach bietet Karla ihre Dienste als Trauer rednerin anderen Hinterbliebenen an und heuert beim Bestatter Borowski (Thorsten Merten) an, dessen Unternehmen schon bessere Zeiten gesehen hat.

Engelke spielt die Rolle der Karla mit einer solch tragisch-komischen Verve, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Einmal verhilft sie einer Tochter zum Befreiungsschlag gegen die tote Esoterikmutter, die sie immer niedergemacht hat. Oder sie organisiert statt einer tristen Trauerfeier ein ausgelassenes Fest für die Freunde der verstorbenen Sarah. Weil das Leben eben wichtiger ist als der Tod. Und es gilt, dieses Leben trotz aller Widrigkeiten zu feiern. (Astrid Ebenführer, 22.9.2020)