"Es war uns sehr wichtig, dass man sich bei Vereinstix sicher fühlen kann", sagt Grünbacher.

Foto: TU Wien

Kulturbetriebe und Veranstalter zählen ohne Zweifel zu den Leidtragenden der vergangenen Monate: Ein langer Lockdown, sich häufig ändernde Vorschriften – all das trägt zur Planungsunsicherheit vor allem kleiner Vereine bei. Ihnen fehlt oft das passende Ticketing- oder Administrationssystem.

Damit Veranstaltungen auch weiterhin möglich sind, hilft das Tool Vereinstix Veranstaltern, ohne großen Aufwand Contact-Tracing zu betreiben: Will etwa ein Fußballverein ein Spiel abhalten, bekommt er ein ausgedrucktes Plakat mit einem eigenen QR-Code zugeschickt, das beim nächsten Event aufgehängt werden kann.

Jeder Gast scannt den Code und gibt seine E-Mail-Adresse oder Telefonnummer bekannt. Erreicht einen Besucher nach der Veranstaltung ein positiver Covid-19-Bescheid, kümmert sich Vereinstix anonym um die Kontaktaufnahme mit den anderen Teilnehmenden.

Keine fremden Cookies

Entwickelt wurde das Tool von einem Team rund um Sophie Grünbacher, die ihren Doktor in einem FWF-geförderten Projekt am Institut für Logic and Computation der TU Wien macht. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Philipp Neubauer betreibt sie neben ihrer Forschungstätigkeit den Online-Ticketanbieter Absolut Ticket, die Plattform hinter Vereinstix.

Das Tool ist kostenlos, kommt ohne eigens notwendige Geräte oder Apps aus und legt viel Wert auf Datenschutz – ein Thema, das auch am Institut viel diskutiert werde, so Grünbacher: "Seit der Änderung der Cookie-Regelung muss man beim Besuch verschiedener Homepages ständig Cookies zulassen. Dadurch werden viele Daten an fremde Unternehmen – meist mit Sitz in den USA oder China – weitergegeben."

Vereinstix speichert die Daten auf einem österreichischen Server und verwendet keine fremden Cookies. Mit dem Sitz in Österreich greifen auch DSVGO-Regeln und entsprechende Kontrollen. "Es war uns sehr wichtig, dass man sich bei Vereinstix sicher fühlen kann", sagt Grünbacher. Außerdem werden die Daten verschlüsselt und getrennt voneinander gespeichert. Auch der Veranstalter selbst hat keinen Zugriff. Nach 28 Tagen werden die Daten automatisch gelöscht.

Mathematische Optimierungen

Im Anschluss an ihr Studium der Technischen Mathematik landete Grünbacher in der Forschungsgruppe Cyber-Physical Systems. Das Team beschäftigt sich mit komplexen technischen Lösungen, etwa im Bereich der künstlichen Intelligenz. Grünbachers Fokus liegt dabei auf mathematischen Optimierungen von Verkaufsstrategien.

Plant ein Veranstalter etwa eine Konzertserie, sammeln selbstlernende Algorithmen Daten zu Wetter, Ferien in Nachbarländern oder Terminen anderer Veranstaltungen. Im nächsten Schritt werden dem Veranstalter unter anderem Vorschläge gegeben, welche Vermarktung gut funktionieren könnte.

Der Ansatz nennt sich AI-Marketing und wird auch von Absolut Ticket genützt. "Ich finde es sehr spannend, meine berufliche Tätigkeit mit meiner Forschung zu Mathematik und Algorithmen zu verbinden", sagt Grünbacher, die außerdem sehr kulturinteressiert ist. So spielt die Mathematikerin auch Klavier, in der Vergangenheit etwa im Wiener Mozart-Orchester – das wiederum Veranstaltungen via Absolut Ticket plant. (Katharina Kropshofer, 27.9.2020)