Wellington – Um den unbekannten Wegen von Walen auf ihren Reisen durch die Weltmeere auf die Spur zu kommen, versehen Biologen die Meeressäuger häufig mit Sendern. Der Zugang zu diesen spannenden Daten bleibt freilich meist den Experten vorbehalten. Bei "Tracks of the Tohorā" der University of Auckland ist das jedoch anders: Auf der Internetseite des Forschungsprojektes können Interessierte die Routen von sechs mit Peilsendern ausgestatteten Südkaper (Eubalaena australis) live mitverfolgen. Für jeden der sechs Wale – in der Sprache der Maori als Tohorā bekannt – findet sich eine andersfarbige Linie auf der Landkarte im Netz.

Überraschende Reiseroute

Für das Projekt hat sich ein Team von acht Wissenschafter unter der Leitung von Emma Carroll von der Universität von Auckland auf eine Expedition nach Port Ross auf Auckland Island gut 400 Kilometer südlich der neuseeländischen Südinsel begeben. Dort brachten sie im August die Sender an und führten Untersuchungen an den Tieren durch. Im Internet ist zu sehen, dass die Wale Port Ross – wo sie jeden Winter zusammenkommen – bereits verlassen haben.

Südkaper (Eubalaena australis) erreichen eine Länge von 18 Metern und sind meist zwischen dem 30. und 50. südlichen Breitengrad unterwegs.
Foto: APA/AFP/EDUARDO VALENTE

Ihre weitere Wanderung verlief zunächst anders als von den Wissenschaftern angenommen. "Wir hatten erwartet, dass sie gleich nach Norden in die wärmeren Gewässer in der Nähe Neuseelands und Australiens ziehen würden, wo wir ihre traditionellen Nahrungsgründe vermuten", sagte Carroll. "Aber sie sind zunächst noch weiter nach Süden in Richtung Antarktis geschwommen."

Seltene Walart erholt sich langsam

Die größte Bedrohung für die seltenen Südkaper sei der Klimawandel, sagte Meeresökologe Simon Childerhouse vom Cawthron Institut, das an dem Forschungsprojekt beteiligt ist. Im 19. Jahrhundert sei diese Walart durch Jagd nahezu ausgerottet worden. Die Gesamtpopulation der Art ist mittlerweile aber wieder langsam im Steigen begriffen. Im Jahr 2009 schätzte man die Zahl der Tiere auf weltweit 2.000 Exemplare. Heute dürften es rund 7000 Individuen sein.

Massenstrandung von Grindwalen in Australien

Unterdessen steht es einige Tausend Kilometer nordwestlich ziemlich schlecht um Hunderte gestrandete Wale: Nur 25 von rund 270 an der australischen Insel Tasmanien gestrandeten Grindwalen sind Behörden zufolge bisher gerettet worden. Sie seien von Sandbänken oder aus seichtem Wasser befreit worden und befänden sich nun wieder im Meer, teilten Mitarbeiter des Meeresschutzprogrammes der tasmanischen Regierung am Dienstag mit. Zugleich bestätigten sie, dass etwa ein Drittel der Meerestiere verendet sei.

Etwa 90 der 270 Grindwale sind bereits verendet.
Foto: AFP/BRODIE WEEDING

Die Wale waren am Montag in der Gegend um die abgelegene Macquarie-Bucht im Westen der Insel gestrandet. Die meisten Tiere seien mit Booten nicht zu erreichen, sagte der Biologe Kris Carlyon vor Journalisten. Rund 60 Retter konzentrierten sich nun auf die Wale, die die besten Überlebenschancen hätten. "Einige Tiere sind vielleicht einfach zu groß oder an einem ungeeigneten Ort", sagte Carlyon. Es sei eine der schwierigsten Rettungsaktionen verglichen mit frühere Massenstrandungen in Tasmanien.

Tagelange Rettungsaktion

Die Rettung werde sich wohl einige Tage hinziehen, sagte Carlyon weiter. Langflossen-Grindwale seien aber robuste Tiere und könnten bei kühlen Temperaturen mehrere Tage überleben. "Wenn man bedenkt, dass sie nass sind, dass sie kühl sind, dann haben wir hier tatsächlich geeignetes Wetter." An der Rettung beteiligt seien vor allem Experten der tasmanischen Behörde für Naturschutz, ausgebildete Freiwillige und die Polizei.

Grindwale sind sehr soziale Tiere, mehrere Hundert Wale können gemeinsam auf Wanderschaft sein. Dabei folgen die Gruppen – Schulen genannt – einzelnen Leittieren. Diesen schwimmen sie auch in flaches Wasser nach, wo sie sich nicht mehr orientieren können. Bei solchen Massenstrandungen, deren Ursachen noch weitgehend unklar sind, stirbt meist ein Großteil der Tiere. (red, APA, 22.9.2020)