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Hausärzte haben mittlerweile viel Übung mit Schutzmaßnahmen. Von Arztpraxen gehe daher keine Gefahr aus – auch nicht, wenn dort Menschen auf Corona getestet werden, sagt Allgemeinmedizinerin Susanne Rabady.

Foto: reuters

Künftig sollen Corona-Testungen auch bei Hausärzten durchgeführt werden können. Dafür haben sich Gesundheitsministerium, Ärztekammer sowie Allgemeinmediziner bereits ausgesprochen. Am Mittwoch soll ein entsprechendes Gesetz den Nationalrat passieren. Es sieht vor, dass die Krankenversicherungsträger den Vertragsärzten eine Pauschale zahlen, das Geld dafür kommt aus dem Covid-19-Krisenbewältigungsfonds des Bundes.

Zuletzt gab es zu diesem Vorschlag aber auch kritische Stimmen. Die Testungen seien ein großer Aufwand, es brauche räumliche Ressourcen sowie genügend Schutzkleidung. Zudem seien einzelne Hausärzte ebenfalls Teil der Risikogruppe, sagt dazu etwa Alexandra Diamantopoulos-Kaltenbrunner vom Österreichischen Hausärzteverband. "Natürlich können sich Menschen mit Symptomen zuerst an ihren Allgemeinmediziner wenden. Die Hausärzte aber zur ersten Anlaufstelle für Tests zu machen ist eine schlechte Idee", so die Allgemeinmedizinerin.

Kein Pflichtprogramm

Der Verband befürchtet, dass sich dann noch weniger Patienten in die Ordinationen trauen, weil sie Angst vor einer Ansteckung haben. Zudem wolle man verhindern, dass Hausärzte zu den Testungen verpflichtet werden.

Das sei auch nicht geplant, entgegnete die Ärztekammer bereits. Die Testungen sollen auf freiwilliger Basis durchgeführt werden. Das derzeitige System mit 1450 sei überlastet und schaffe es nicht, in vernünftig kurzer Zeit Abstriche bei Verdachtsfällen durchzuführen, so Edgar Wutscher, Obmann der Sektion Allgemeinmedizin der Ärztekammer. Die Testungen könnten auch vor den Ordinationen oder in Containern durchgeführt werden, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten, so ein Vorschlag der Ärztekammer.

Schnellere Diagnose

Viele Hausärzte arbeiten ohnehin täglich mit Laboren zusammen und wollen ihre Patienten rascher diagnostizieren und behandeln, weiß Susanne Rabady, Vizepräsidentin der Gesellschaft für Allgemeinmedizin. Sie fordert, dass es in puncto Schutzkleidung "klipp und klar eine funktionierende Nachschublogistik geben muss". Auch für die Verteilung soll es eine neue Regelung geben, die Kosten ebenfalls der Bund übernehmen.

Der medizinische Betrieb habe mittlerweile so viel Übung mit diesen Schutzmaßnahmen, "dass wirklich keine Gefährdung von Arztpraxen ausgeht", so Rabady und ergänzt: "Patienten sind sicher, auch in Ordinationen, in denen auf Corona getestet wird. Und kein Arzt, der das nicht will, muss Testungen durchführen. Aber die, die es möchten, sollen es dürfen. Wir sind heilfroh, dass das endlich ermöglicht wird."

Separate Testzeiten

Aufgrund der hohen Nachfrage werde es im Herbst ohne Testungen bei Hausärzten gar nicht gehen, sagt auch der Allgemeinmediziner Wolfgang Mückstein von der Gruppenpraxis Medizin Mariahilf und schlägt separate Ordinationszeiten vor, um Verdachtsfälle zu testen.

Schon im Sommer hat sich die Versorgungsforscherin Andrea Siebenhofer-Kroitzsch dafür ausgesprochen, Hausärzte vermehrt in die Pandemie-Bekämpfung miteinzubeziehen: "Viele wollen Testungen durchführen, selbst bestimmen, wer getestet wird, und das Ergebnis erfahren", so die Expertin.

Sie arbeitet am Institut für Versorgungsforschung der Med-Uni Graz und hat gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen im April für die "Covi-Prim-Studie" 2.187 Hausärzte befragt und herausgefunden, dass viele gerne selbst testen möchten, weil über 1450 – so die Befürchtungen der Ärzte – "kaum medizinisch ausgebildetes Personal Abstriche entnimmt sowie ein Abfragealgorithmus entscheidet, wer getestet wird".

Belastung für alle

In der Studie haben 96 Prozent der Befragten die Aussage, dass Hausärzte selbst entscheiden sollten, wer getestet wird und wer nicht, mit Ja beantwortet. Einer der Umfrageteilnehmer fasste etwa so zusammen, was ihn störte: "Dass die Testergebnisse nur teilweise oder gar nicht an die Hausärzte übermittelt wurden und damit lange Unklarheit herrschte, ob jemand negativ oder positiv ist – und das obwohl sämtliche Testungen von mir in Auftrag gegeben wurden. Damit war mein Ansteckungsrisiko deutlich erhöht, und die Behandlung der betroffenen Personen hat stark gelitten. Die Unsicherheit war ein enormer Belastungsfaktor für alle."

Siebenhofer-Kroitzsch ist überzeugt: "Die Behandlung von Infektionserkrankungen war und ist eine Kernaufgabe der Hausärzte. Sie sind die Experten und Teil der Lösung." (Bernadette Redl, 23.9.2020)